Am Linzer Landesgericht ging heute der Mordprozess gegen Mohamed H. über die Bühne. Der langjährig in Österreich lebende Tunesier hat ein betagtes Ehepaar in Linz brutal ermordet.
Das Urteil wurde bereits am ersten Verhandlungstag ausgesprochen: Der Tunesier wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Geschworenen entschieden in diesem Fall einstimmig. Der Mörder wurde zudem in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
“Allah ist der Richter”
Vor dem Mord schwor der Mörder über Facebook dem Islamischen Staat (IS) die Treue. Und auch heute rief er im Prozess immer wieder “Allahu Akbar”, zitierte aus dem Koran. Kurz vor dem Urteilsspruch sagte er: “Allah ist der Richter”.Vom Vorwurf der IS-Mitgliedschaft wurde er indes freigesprochen.
Vermummte Justizwachebeamten begleiteten den Angeklagten Tunesier in den Gerichtssaal. Wie das Lokalblatt OÖN vom Prozess berichtete, stellte der Angeklagte vor seinem Sessel zehn Klopapierrollen auf. Er zeigte außerdem ein selbst gebasteltes Pappschild in die Kameras.
Klopapierrollen aufgestellt
Mohamed H. zitierte aus dem Koran, sagt immer wieder “Allahu Akbar”. Er fällt auch dem Richter unentwegt mehrmals ins Wort. Die Anklage lautete auf Mord, Brandstiftung, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie gefährlicher Drohung. Letztere Tat bezieht sich auf die Zeit in Haft – er soll einen Beamten bedroht haben, der ihm ein vermeintliches Schweinefleisch-Leberkäsesemmerl servierte.

Streit um Leberkäse
Der Gruppeninspektor servierte ihm das Semmerl, weil Mohamed in Hungerstreik trat, bestätigte aber vor Gericht, dass es sich um Rindfleisch gehandelt habe. Das glaubte ihm Mohamed nicht: “Du und deine Familie werdet noch jede Nacht an mich denken”, bedrohte er ihn.
Er habe sich außerdem den Mund in der Toilette ausgewaschen und immer wieder gerufen: “Mein Körper brennt. Du hast mir Schwein zum Essen gegeben”. Psychisch analysiert wurde Mohamed M. von der renommierten Gutachterin Adelheid Kastner, die etwa auch Josef Fritzl untersuchte. Laut ihrem Gutachten war Mohamed zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig, leide aber an einer psychischen Erkrankung. Sieben Geschworene plädierten hinsichtlich der gefährlichen Drohung für schuldig, einer für unschuldig.
“IS tötet keine Unschuldigen”
Aus seiner Sympathie für den terroristischen Islamischen Staat (IS) machte der Tunesier aber keinen Hehl. So meinte er unter anderem, der IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi sei der richtige Politiker. Auch sagte er, der IS töte keine Unschuldigen!
Zu seinen IS-verherrlichenden Postings auf Facebook gibt er an: “Dazu stehe ich. Das ist meine Einstellung”. Seinem Verteidiger hat er den Kontakt verweigert.

Eingeschränkt zurechnungsfähig
Laut Gutachterin Kastner ist der Angeklagte mit Einschränkungen zurechnungsfähig, sei aber kein aktives IS-Mitglied. Er habe damit seinen Hass abbauen wollen. Selbst gab er als Motiv an, er habe ein Exempel an der Gesellschaft und der FPÖ statuieren wollen, durch die er sich als Ausländer und Muslim diskriminiert gefühlt habe.
Ein Sohn des getöteten Paares arbeitet in einer von einem FPÖ-Politiker geführten Abteilung des Landes. In der Wohnung des alten Ehepaars war ein Foto des Mitarbeiters mit FPÖ OÖ-Parteichef Manfred Haimbuchner zu sehen, weshalb Mohamed H. ein Naheverhältnis vermutete.
Ermordetes Ehepaar unterstützte ihn
Allerdings hatte die Familie keinerlei Naheverhältnis zu den Freiheitlichen. Das Ehepaar soll den Tunesier im Gegenteil sogar unterstützt haben, auch finanziell.