Von manchen immer noch belächelt werden Curling-Sportler. Der Sport, in dem Präzision und Nervenstärke die Hauptrolle spielen, wurde vor allem durch das ominöse Besenwischen bekannt. Doch Curling ist mittlerweile eine weltweite Bewegung, von neun heimischen Klubs kommen drei aus OÖ. Seit 2014 ist in Linz der Danube Curling Club aktiv – mit großem Erfolg und noch größeren Plänen.
„Obwohl oft als Hausfrauensport belächelt, ist Curling in vielerlei Hinsicht reizvoll“, sagt Björn Eichinger vom Danube Curling Club Linz (DCCL). Es macht vor allem die Kombination aus technischer Anforderung, taktischer Herausforderung und Teamwork aus, die das Spiel prägt. Um den „perfekten Stein“ zu spielen, müssen diese Faktoren abgestimmt sein und perfekt ineinandergreifen. Eichinger: „Gelingt das, dann ist das vergleichbar mit einem ‚hole in one‘ beim Golf.“ Mit einem – von Laien gerne gezogenen Vergleich zum Eisstockschießen kann ein echter Curler wenig anfangen: „Eisstockschießen schön und gut, aber das hat mit dem Curlingsport nichts zu tun. Außer der Fähigkeit sich sicher am Eis zu bewegen und dem Gefühl für Distanz und Krafteinsatz, klaffen die beiden Sportarten bewegungsanalytisch weit auseinander“ sagt Eichinger.
Curls sind aus schottischem Granit
Und dann ist da dieser ominöse Besen, mit dem wie von der Tarantel gestochen vor dem rutschenden Stein gekehrt wird: „Der Besen ist aus Carbon gefertigt und verfügt über einen speziellen Besenkopf, der mit einem Mikrofaserstoff überzogen ist. Durch die intensive Wischarbeit mit hohem Druck und hoher Frequenz bildet sich vor dem Stein ein minimaler Wasserfilm. Dadurch kann das physikalische Prinzip des „Curls“ ein wenig außer Kraft gesetzt werden“, erklärt Eichinger. Für Laien: Der Stein macht weniger Richtung und kann in seiner Laufbahn bis zu 4 Meter verlängert werden. Bei einer Laufzeit des Steines von 15-20 Sekunden kommt das Wischen einem Schnellkrafttraining gleich. Eichinger: „Da kommt man schon mal ins Schwitzen.“
Leistbar ist der angeblich elitäre Sport für jedermann: Die Steine aus schottischem Granit werden vom Verein zur Verfügung gestellt. Lediglich die Spezialschuhe sind selbst zu bezahlen und sind ab 150,- Euro zu haben. Für den Carbonbesen und den dazugehörenden Pads (Aufsätze) sind nochmals 200,- Euro fällig. Und das war es schon mit den Kosten. Die Mitgliedsbeiträge für die Clubs sind mit denen anderer Sportarten zu vergleichen.
Höhepunkt: die Curling-Staatsmeisterschaften
In Österreich gibt es aktuell erst neun Vereine (drei davon in OÖ) und zwei Landesverbände, Tendenz steigend. Der DCCL umfasst aktuell 25 Mitglieder. Vordergründiges Ziel des Vereins ist es, den Linzern die olympische Wintersportart näher zu bringen und damit populärer zu machen. Um so beachtlicher sind die jüngsten Erfolge. Das Nationalteam der Herren befindet sich momentan unter den zehn besten Teams in Europa. Das Mixed Doubles Team (ein Mann/eine Frau) sogar an Platz 11 der Weltrangliste und liebäugelt mit einer Teilnahme an den olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang. Hier könnten die beiden Linzer Anna Weghuber und Markus Schagerl dabei sein. Sie sind frisch gebackene Staatsmeister und waren bereits bei der WM in Sotchi 2015. Nächster großer Höhepunkt: die Curling-Staatsmeisterschaften, die von 23.-26. März erstmals in Linz stattfinden.
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