„Willst Du Gottes Wunder sehen, musst Du zu den Bienen gehen“ lautet ein altes deutsches Sprichwort. Und keines könnte es besser treffen.
Eine Reportage von Elsa Mittmannsgruber
Das ist mir spätestens nach dem Besuch von Imker Florian Peterstorfer in Wels bewusst. Bienen sind der Inbegriff von übergeordneten Gemeinschaftssinn, unablässigem Fleiß, natürlicher Intelligenz und sinnhafter Triebsteuerung. Die Arbeit mit ihnen ist einfach nur faszinierend…
Rauch bedeutet Gefahr

Ein Waldbrand! – Das glauben zumindest die Bienen gerade bei Imker Florian Peterstorfer. Mit einem sogenannten Smoker (Räucherwerk) inszeniert er diesen bewusst und appelliert damit an den Instinkt der honigspendenden Insekten.
Denn Rauch bedeutet für sie Gefahr und sie ziehen sich in ihre Bienenstöcke zurück. Um sich auf die Flucht vorzubereiten, saugen sie sich mit Honig voll und haben vor allem eines: andere Sorgen als zuzustechen.
Jetzt kann der Imker getrost die Behausungen öffnen und eine Wabe herausziehen. Ganz geschäftig krabbeln darauf tausende Bienen übereinander und untereinander.
Zahm und auf Sanftmut gezüchtet
Noch nie habe ich so viele von ihnen auf einen Haufen gesehen. „Das sind die sechseckigen, aus bieneneigenen Wachs gebauten Wabenzellen, wo die Tierchen letztendlich ihren Honig lagern“, erklärt mir Florian Peterstorfer, der ohne Schutzkleidung seine Bienenvölker präsentiert.
„Die in Österreich verbreitete Bienenart Carnica ist sehr zahm und auf Sanftmut gezüchtet. Außerdem reagieren sie auf deine eigene Stimmung. Wenn du ruhig und gelassen bist, sind sie auch friedlich“, weiß der Imker, der die Arbeit mit den Bienen auch als Persönlichkeitsentwicklung betrachtet.
Zur Ruhe kommen
„Früher hatte ich bei meiner Arbeit am Bienenvolk immer mein Handy dabei, war oft gestresst und ließ mich ablenken. Das machte die Bienen auch unruhig. Jetzt bin ich nicht mehr erreichbar, setze mich zuerst hin und schaue ihnen zu. Erst, wenn ich zur Ruhe gekommen bin, fange ich an.
Man arbeitet so viel effektiver und macht weniger Fehler“, sagt Peterstorfer, der den ständigen Leistungsdruck aus seinen vorherigen Jobs nur zu gut kennt und mit seinem Sinneswandel der „Burnout-Gesellschaft einen Riegel vorschieben will“.

Ab in eine völlig neue Welt
Bis Juni 2016 lebte Florian Peterstorfer in „einer anderen Welt“, wie er es beschreibt. Er war Verkäufer, zuletzt in einem Musikconsulting-Unternehmen. Jetzt ist er in Bildungskarenz und macht sich in den kommenden Monaten als hauptberuflicher Imker selbstständig.
„Ich wollte immer schon was selbst machen und ein Handwerk ausüben. Man tut was, kann danach sein eigenes Produkt in Händen halten und bekommt begeisterte Rückmeldungen von Kunden“, schwärmt der 36-Jährige, der durch die Auseinandersetzung mit dem Bienensterben die Imkerei für sich entdeckt hat.
Prekäres Thema
Ein prekäres Thema, das für ihn nur durch fundierte Berufsausbildung und Aufklärung der Menschen angegangen werden kann. „Für das Bienensterben gibt es vielzählige Ursachen. Die wichtigsten sind jedoch das mangelnde Futterangebot, Pestizide und die Varroamilbe“, erklärt Peterstorfer.
Um dagegenzuwirken kann man am Balkon oder im Garten Blumen und Sträucher für die Insekten bereitstellen und für einen Imker sei eine gute Ausbildung besonders wichtig, obwohl diese nicht verpflichtend ist.
Gegen Bienensterben hilft Wissen

Der Welser Bienenexperte möchte seine Ausbildung bis zum Imker-Meister absolvieren.
Ein Bienensterben im kleineren Rahmen muss Florian Peterstorfer leider auch jeden Winter bei seinen eigenen dreißig Völkern, die je aus rund 40.000 Bienen bestehen miterleben.
In der kalten Jahreszeit sterben rund zwanzig Prozent. „Das schmerzt immer sehr. Man baut einen totalen Bezug zu den Bienen auf“, schildert der Imker.
Nach dem Winter beginnt für ihn dann die eigentliche Arbeit an den Bienen. Ab Mai wird je nach Honigart der Honig entnommen und nach dem Sommer den Bienen als Nahrungsersatz Zuckerwasser gegeben. Wie viel Honig produziert wird, hängt vom Standort, vom Wetter, von den Fähigkeiten als Imker und vom Nahrungsangebot ab.
Freut sich schon auf die nächste Honigernte
„Zwischen einem und sechzig Kilo pro Volk ist alles möglich“, erstaunt mich Florian Peterstorfer, der nach Bio-Richtlinien arbeitet und seinen Honig auch nicht erhitzt. Denn das tötet wichtige Inhaltsstoffe und Vitamine ab.
„Bei Honig aus dem Großhandel wird das oft gemacht, um eine Kristallisierung zu verhindern“, weiß der Welser. „Außerdem schmeckt der industrielle Honig nur nach Zucker. Wenn man dann das erste Mal bei einer Honigschleuder den Finger drunter hält, das packst du gar nicht!“
Doch der Imker erkennt in der Gesellschaft ohnehin eine klare Abkehr von der „Geiz-ist-geil-Mentalität“: „Die Leute schauen wieder vermehrt auf Qualität, Regionalität und die Geschichte hinter einem Produkt“, ist Peterstorfer überzeugt und freut sich schon wie wild auf seine nächste Honigernte.
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