Wels hat jetzt einen Nostalgie-Kalender

Stadt voller Geschichte

Wels hat jetzt einen Nostalgie-Kalender

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„Es gibt Orte, deren ich mich immer erinnern werde, auch wenn sich manche verändert haben… Manche dieser Orte sind verschwunden, andere sind noch hier“, heißt es frei übersetzt in einer Text-Strophe des Beatles-Songs „In My Life“. Und diese Zeilen wären auch als Einführungstext für den neuen Kalender des Welser Stadtarchivs mit den historischen Ansichten von Wels bestens geeignet.

Ein Beitrag von Chefredakteur Kurt Guggenbichler

Wenn ich mit dem Auto auf der Welser Hans-Sachs-Straße stadteinwärts fahre, dann habe ich stets dieselbe Erscheinung: Auf Höhe der Kreisverkehr-Kreuzung Magazinstraße drängt sich plötzlich die alte Markgraf-Mobil-Tankstelle vor mein geistiges Auge.

Das Leben ist ständig Veränderung

Bis zu dem Tag im Jahr 1978, an dem sie abgebrannt ist, hat diese Tankstelle mit der daran angeschlossenen Werkstätte dort das Erscheinungsbild geprägt. Es ist längst schon verschwunden wie so viele alte Welser Stadtansichten, die aber im Gedächtnis jener Welser, die in den 1950er- und 1960er-Jahren ihre Jugendjahre in der Stadt unterm Ledererturm verbrachten, nach wie vor präsent sind.

Diese Generation kann sich vermutlich auch noch gut an das alte Geschäft der Eisenwarenhandlung Franz Holter in der Pfarrgasse erinnern, dort wo heute die Volksbank steht, und sicherlich auch noch an das alte, ramponierte Benefiziatenhaus, das an der Ecke Herrengasse/Roseggerstraße vor sich hin verfiel. An Stelle dieses lädierten Gebäudes gegenüber der Vorstadtpfarrkirche erhebt sich heute das sogenannte Kosmos-Hochhaus.

Wie es in diesem Bereich vor 60 Jahren aussah, aber auch an anderen Welser Ecken zeigt jetzt der neue Bildkalender 2018 des Welser Stadtarchivs, das damit an die „Veränderungen in der städtischen Landschaft“ erinnert. Das Leben ist bekanntlich Veränderung und davon bleiben auch die vertrauten Orte unserer Kindheit nicht verschont. Dieser Siedlungsraum hat im Laufe seiner Geschichte sein Gesicht bereits mehrfach verändert.

Großstadt im Römerreich

Die Urzelle des heutigen Wels dürfte ein keltischer Siedlungsplatz im Bereich zwischen Thalheim und Aschet gewesen sein (so eine der Vermutungen). Die Römer fanden diesen Platz an der Traun sogar so attraktiv, nicht zuletzt auf Grund seiner verkehrsgeographisch hervorragenden Lage, dass sie dort eine Stadt errichteten – Ovilava!

Die zählte in ihrer Blütezeit an die 7.000 Bewohner und war im 2. Jahrhundert nach Christus erwiesenermaßen eine der Großstädte im römischen Reich. Lutetia, das heutige Paris, war in jener großen römischen Welser Zeit noch ein Dorf.
Dann kam die Völkerwanderung und Ovilava verschwand zunächst im Dunkel der Geschichte.

Erst nach der im 6. Jahrhundert einsetzenden Besiedlung durch die Bajuwaren taucht im 8. Jahrhundert ein „castrum uueles“ („befestigte Siedlung Wels“) erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 776 auf. Im Jahr 1000 wird Wels bereits als „Markt“ bezeichnet und schon 222 Jahre später zur Stadt (civitas) erhoben. Doch erst im 19. Jahrhundert sollte Wels wieder in etwa die Einwohnerzahl von Ovilava erreichen.

Vom Heideröslein zur Wirtschaftswunderblume

Seitdem ist der Ort an der Traun rasant gewachsen, mutierte von der Bauern-, zur Messe- und Einkaufsstadt und ist in nicht einmal 100 Jahren vom biederen Heideröslein zur prächtigen „Wirtschaftswunderblume“ erblüht. Heute hat die siebtgrößte Stadt Österreichs 60.000 Einwohner.

Diese Entwicklung hat auch das Gesicht der Stadt mehrfach verändert, was nicht nur der aktuelle, sondern auch die vorangegangenen Kalender des Stadtarchivs mit ihren historischen Fotos sehr gut veranschaulichen.

Semmelturm und Klagemauer

„Wir können den Wandel … nicht aufhalten, aber das Vergangene dokumentieren und sichtbar machen“, betont Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer. Die radikalste Veränderung hat im Zentrum von Wels der Kaiser-Josef-Platz erfahren – wie auch das Kalenderbild mit dem Polizisten vorm Semmelturm zeigt.

Den hat man 1958 leider geschleift wie vieles andere dort auch. Ein Opfer der Spitzhacke wurde Anfang der 1980er-Jahre auch die so genannte „Klagemauer“ wie man die lange Reihe der kleinen Arkadengeschäfte nannte, die sich an Stelle des heutigen Traunpark-Areals erstreckten.

Pure Nostalgie für alte Semester

Zur „Klagemauer“ zählte auch das Zuckerl-Geschäft Posch neben der Stadtpfarrkirche und das sich daran anschließende Obstgeschäft Ecker, die man – wie auch das alte Kinderwagengeschäft Herlitz an der Ecke Dr. Salzmann-Straße/Kaiser-Josef-Platz – ebenfalls auf den alten Kalenderbildern bewundern kann.

Das ist Nostalgie pur! Viele der darin abgebildeten Sujets sind auch Andreas Rabl aus seinen Kinder- und Jugendtagen noch gut in Erinnerung wie der Welser Bürgermeister betont, der in den 1970er und 1980er-Jahren in der Stadt aufgewachsen und groß geworden ist.

 

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