Wels: Spannende Ausstellung zur Isonzo-Schlacht

Wels: Spannende Ausstellung zur Isonzo-Schlacht

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„Entscheidung am Isonzo“ heißt eine noch bis Mitte September laufende Ausstellung in den Welser Minoriten, mit der die Rückeroberung des strategisch wichtigen Berges San Gabriele vor 100 Jahren durch das Infanterieregiment Nr. 14 in Erinnerung gebracht wird.

Ein Beitrag von Chefredakteur Kurt Guggenbichler

Die vom Militärhistoriker Andreas Danner gestaltete und vom Welser Panzerbataillon 14, dem Welser Hessenbund, den Linzer 2ern und dem Stadtmuseum Wels arrangierte Schau gibt in zwei Räumen einen schnellen Überblick über die dramatischen Geschehnisse zwischen Frühjahr und Herbst 1917 und ist auch für nicht militärisch vorgebildete Besucher interessant und gut verständlich aufbereitet.

OÖ Soldaten glänzten 1917

Denn durch die Darstellung der Biographien von drei Teilnehmern unterschiedlicher Dienstgrade an diesen Kämpfen um den San Gabriele, dem Haupthügel einer Kette südöstlich von Görz, um den Italiener und Österreicher gleichermaßen heftig gerungen haben, gelang es den Ausstellern, einen regionalen und persönlichen Aspekt zu den damaligen Geschehnisse herauszuarbeiten.

Bei den Teilnehmern handelt es sich um den aus dem Mühlviertel stammenden Oberleutnant Franz Kern, der das schier Unmögliche schaffte und den Berg mit seinen Soldaten erstürmte, um den Regimentskommandeur Oberst Richard von Vitorelli und um den Gefreiten Franz Felbermayr aus Asten bei Linz, dessen Nachkommen heute in Wels leben. Mit dieser Ausstellung werde der Geschichtsvergessenheit unserer Tage entgegengewirkt, betont der Welser Kulturstadtrat Johann Reindl-Schweighofer – und sie mache deutlich, was Krieg, Zerstörung, Entbehrung, Not, Verstümmelung und Tod bedeute.

Harte Kämpfe

Warum war dieser Berg San Gabriele vor 100 Jahren so wichtig? Weil er ein zentraler Eckpunkt im Kampfgeschehen beider verfeindeter Armeen war. Denn wer den Monte San Gabriele in seinem Besitz hatte, kontrollierte die Wege ins Wippachtal, nach Adelsberg und nach Triest. Die Hafenstadt aber sollte keinesfalls in die Hand der Italiener fallen. Also haben die österreichischen Truppen alles nur Menschen mögliche unternommen, damit sich die Italiener nicht auf Dauer auf dem Berg festzusetzen vermochten, auch wenn sie es unablässig versuchten.

So lagen nicht nur die österreichischen Anmarschwege zum Monte San Gabriele unter dem Dauerbeschuss ihrer Geschütze, sondern auch der Berg, der durch die Kämpfe zu einem unkenntlichen wasserlosen Stein- und Schutthaufen geworden war, durchzogen von Kavernen, Feldhöhlen und zerschossenen Gräben. Da Tote und Verwundete oft nicht geborgen werden konnten, verbreitete sich überall süßlicher Verwesungsgeruch und alle umliegenden Brunnen und Quellen waren vergiftet.

Arge Strapazen

Um ihren quälenden Durst zu löschen, blieb den Soldaten oft nichts anderes übrig als das von den Kavernenwänden tropfende Wasser in ihren Feldflaschen aufzufangen, was eine äußerst mühselige Angelegenheit gewesen sei – wie ein Soldat in seinen schriftlichen Erinnerungen festgehalten hat. Diese Erinnerungen wurden auf ein Tonband gesprochen und sind in der Ausstellung auf Knopfdruck auch nachzuhören.

Mehr als 100 italienische Bataillone – etwa 80.000 Mann – bestürmten den Gipfel, doch der endgültige Sieg wollte nicht gelingen. Aber eine Entscheidung musste her. Im Frühjahr 1917 steigerten die Italiener die Aktivität ihrer Artillerie und die Österreicher fühlten, dass sie bald mit einer Offensive rechnen müssten.

Tapfere Hessen

Am 9. Mai 1917 wurde das k.k. Infanterieregiment Nr. 2 alarmiert. Die Oberösterreicher kamen zum Verband der 58. Infanteriedivision und das Regiment der Hessen wurde beginnend vom Südhang des Monte San Gabriele bis zum Bahnhof St. Peter, südöstlich von Görz, in Stellung gebracht. Am 12. Mai um 4:30 Uhr früh begann die Schlacht mit einem verheerenden Trommelfeuer entlang der ganzen Front. Die Österreicher schossen daraufhin mit 36 eigenen Batterien aller Kaliber aus vollen Rohren zurück und gingen zum Gegenangriff über.

„Die jungen Leutnants gehen schneidig vor und die todmüden Hessen wie immer von einer Bravheit und Tapferkeit, die einem das Wasser in die Augen treibt, stürmen todesmutig mit“, hört man auf der Tonbandeinspielung. Bei dem noch bis zum Herbst dauernden Bemühen der Österreicher, den Berg wieder einzunehmen und gegen die italienischen Angriffe zu verteidigen, stürmten im Morgengrauen des 11. September 1917 auch die Linzer Hessen wacker den San Gabriele hinauf – und eroberten ihn.

Mutiger Gefreiter

Bei dieser Erstürmung zeichnete sich der Gefreite Franz Felbermayr aus Asten bei Linz besonders aus. Dabei handelt es sich um den Großvater des Welser Schwertransport-Unternehmers Horst Felbermayr.

Mit nur wenigen Leuten hatte Franz Felbermayr das Maschinengewehr einer feindlichen Stellung erbeutet und sofort gegen die nachstürmenden italienischen Truppen in Stellung gebracht und damit zu schießen begonnen, worauf der Feind fluchtartig auseinanderstob, wie es in der Begründung für die Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille an ihn heißt.

Viele Tote

Wie durch ein Wunder hat Franz Felbermayr diesen blutigen Kampf ohne größere Blessuren überlebt. Andere hatten weniger Glück. „Einen besonders erschütternden Eindruck macht auf mich ein Infanterist, der mit der abgeschlagenen linken Hand in seiner Rechten aus einer Stellung kommt und nicht dazu zu bewegen ist, das tote Glied abzulegen. Felsenfest davon überzeugt, dass der Doktor ihm dieses noch anheilen wird, läuft er damit auf den Hilfsplatz“, berichtet ein Teilnehmer dieser blutigen Kämpfe um den San Gabriele, bei dem 25.000 italienische und 15.000 österreichische Soldaten ums Leben gekommen sind.

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