Mit Alexander Van der Bellen wurde erstmals ein ehemaliger Parteichef der “Grünen” Bundespräsident. Doch auch die FPÖ konnte ein historisches Ergebnis erreichen. Nicht nur die Spitzen der FPÖ sehen in den 2,2 Millionen Hofer-Wählern einen Handlungsauftrag. Auch die Beobachter der Medien waren sich einig, dass ein solcher Zuspruch für die FPÖ richtungsweisend sei. Van der Bellen-Fans zeigten sich hingegen geradezu irrsinnig-euphorisch. Beispielhaft empfahl eine Nutzerin den Hofer-Fans den Selbstmord.

Abwahl des politischen Systems
Bereits Wochen vor dem ersten Wahlgang zur Bundespräsidentenwahl prophezeite die Redaktion des „Wochenblick“: Die Wahl wird mehr als ein Denkzettel für die Regierung. Die Wahl wird das Ende des rot-schwarzen Systems in Österreich einläuten. Und genau so sehen es mittlerweile alle Beobachter in den Medien. Gerald Mandlbauer, Chefredakteur der OÖ-Nachrichten: „Nahezu die Hälfte derer, die gewählt haben, hat diese Wahl als Abrechnung mit dem bestehenden System verstanden.“ Damit liegt er auf einer Linie mit der Meinung in der deutschen Zeitung „Die Welt“, wonach mindestens die Hälfte der Wähler „offenkundig das Vertrauen in das seit Jahrzehnten von den Großparteien SPÖ und ÖVP dominierte politische System verloren“ hätten. Die deutsche Zeitung sieht im Ausgang der Wahl in Österreich einen Trend „hin zum Populismus“, der sich im ganzen Westen fortsetzen könnte. Im November wählt Amerika, 2017 stehen Wahlen in Frankreich und Deutschland an. Auch der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel findet eindeutige Worte: „Das rot-schwarze System des politischen Tauschhandels ist von frustrierten Bürgern endgültig abgewählt worden.”
Psychologisch bedeutend für FPÖ
Für den Politik-Chef der OÖ-Nachrichten, Wolfgang Braun, hat vor allem die FPÖ eine Hürde genommen. „Die FPÖ hat mit ihrem Kandidaten rund 50 Prozent der Stimmen und damit eine psychologisch bedeutende Marke erreicht.“ Für die FPÖ sei das ein Meilenstein: „Denn die Gewissheit, dass es in Österreich automatisch eine strukturelle Mehrheit gegen die Politik der FPÖ gibt, ist mit dem 22. Mai gebrochen.“
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