Bei der Angelobung des Nationalrates ist ein mythenumranktes florales Alpenjuwel, das Edelweiß, mit denen die FPÖ-Mandatare ihre Sakko-Revers geschmückt hatten, wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.
Ein Beitrag von Chefredakteur Kurt Guggenbichler
Zwar gehört das Edelweiß in den Alpenländern zu den bekanntesten, symbolträchtigsten und vielfach besungenen Pflanzen, trotzdem scheinen viele Menschen heute kaum noch Genaueres darüber zu wissen.
Im 19. Jahrhundert fast ausgerottet
Weil das Edelweiß als die Königin aller Alpenblumen gilt, ist es auch Symbol für viele Vereine, Institutionen und Verbände, deren Angehörige sich stolz um diese karge Schönheit – einen weißen, pelzigen und seit 1886 schon streng geschützten Blumenstern – scharen.
Warum aber ist diese Pflanze so streng geschützt? Weil das Edelweiß durch exzessives Pflücken schon im 19. Jahrhundert fast ausgerottet war, weshalb es sich zum Wachsen, so scheint es, auf steile Felsgrate und unzugängliche Stellen zurückgezogen hat. Dort ist es nur schwer erreichbar. Unzählige Geschichten ranken sich um jene Burschen, die beim Pflücken eines Edelweißes für ihr geliebtes Mädchen in den Tod gestürzt sind.
Aus den Steppen in die Alpen
Aber auch wenn das Edelweiß gern schwer zugängliche Felsen besiedelt, so ist sie doch keine Steilfelspflanze, sagen Botaniker. Ursprünglich wuchs es nämlich in den hochgelegen Steppen Zentralasiens, von wo es nach der letzten Eiszeit in die Alpen einwanderte, die damals noch vegetationsfrei waren.
Bei uns erblüht es nun in hohen Kalksteinlagen zwischen 1.800 und 3.000 Metern, wo die Böden karg sind und das Klima rau. Durch die große UV-Strahlung, der die seltene Pflanze dort ausgesetzt ist, synthetisiert sie besondere Substanzen, die für die Kosmetik-, Pharma-, Heilpflanzen- und Nahrungsmittelbranche von Interesse sind.
Als Markenzeichen stark gefragt
Schon vor 200 Jahren wurde das Edelweiß in der Volksmedizin gegen Bauchweh, Halsschmerzen, Bronchitis, Durchfall und Ruhr verwendet. Außerdem werden ihm antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften zugeordnet. Doch seine heilenden Wirkungen dürfte kaum der Grund dafür sein, weshalb das Edelweiß in Liedern und Gedichten besungen wird.
Es schmückt zudem die 2 Cent-Münze der Euro-Währung und eine österreichische Briefmarke. Außerdem findet es sich auf fast jeder österreichischen Lederhose und Unternehmen betreiben unter diesem Namen und mit dem Edelweißzeichen Hotels und Fluglinien. Andere wiederum vertreiben mit dem Abbild der Pflanze Milchzucker, Schnaps, Kosmetikartikel, Bier und vieles anderes mehr…
Haarschmuck für Kaiserin Elisabeth
Das Edelweiß sei eben ein lässiges, mit einem positiven Image behaftetes Blümerl, begründen viele ad hoc-Befragte ihr Faible für dieses Alpengewächs. Zudem wird das Edelweiß auch als ein Zeichen für Wagemut, Sehnsucht, Ehrlichkeit und Reinheit betrachtet.
Der österreichischen Kaiserin Elisabeth gefiel es sogar so gut, dass sie ihr Haar mit so genannten Edelweiß-Sternen schmückte wie das bekannte Bild von Franz Xaver Winterhalter zeigt.
Auch auf den Kampfanzugkappen der österreichischen Soldaten der 6. Jägerbrigade sowie auf den Kappen der Angehörigen des Gebirgskampfzentrums findet man das Edelweiß als Verbandsabzeichen.
Listenabzeichen der Südtiroler Volkspartei
Dieses wurde schon 1907 von Kaiser Franz Josef den Kampftruppen fürs Gebirge zugestanden. Das waren damals drei Regimenter, deren Soldaten das Edelweiß am Kragen ihrer Uniformjacke trugen.
Dieses Emblem wird heute auch von allen deutschen Gebirgstruppen als Emblem an der Mütze getragen, seit es dem Korps ihrer Vorgänger im Oktober 1915 vom österreichischen Erzherzog Eugen in Anerkennung der von den deutschen Soldaten erbrachten Leistung zur Abwehr der italienischen Offensive verliehen worden war. Das Ganze passierte im Hotel Elefant in Brixen. Übrigens: Das Edelweiß ist auch das Listenabzeichen der Südtiroler Volkspartei und das Logo des Österreichischen Alpenvereins.
Edelweiß im Nationalrat
In der Schweizer Armee findet das Edelweiß auch auf den Rangabzeichen für Generäle, ferner auf dem Fünffrankenstück und im Logo der Schweizer Tourismusverbands. In Island wird das Edelweiß als „Fjandafeala“ bezeichnet, was so viel wie Teufels-Verscheucherin heißt.
Möglicherweise sei dies auch die Intention für den Edelweiß-Schmuck der österreichischen FPÖ-Nationalratsmandatare gewesen, die damit alles Teuflische vom Hohen Haus fernhalten wollten, heißt es dazu ausgenzwinkernd aus dem Parlament.