Ein Kommentar von Dr. Samhaber:
Unternehmen wünschen sich qualifizierte, erfahrene Arbeitskräfte, die zudem wenig kosten. Das ist rein wirtschaftlich gesehen nachvollziehbar. Man sollte den Faktor „Erfahrung“ jedoch nicht unterschätzen. Hat ein Unternehmen teurere Arbeitskräfte als die Konkurrenz, wird es langfristig kaum erfolgreich sein, wenn es nicht überdurchschnittlich innovativ ist. Von einem Unternehmen das pleite ist, hat niemand etwas…
Die Menschen haben aus meiner Sicht zu dem Zeitpunkt den größten Geldbedarf, wenn Sie eine Familie gründen und eine Wohnung oder ein Haus kaufen. Das findet häufig im ersten Drittel des Arbeitslebens statt. Zu diesem Zeitpunkt ist man in der Regel aber auf einer deutlich geringeren Gehaltsstufe als im letzten Drittel des Arbeitslebens. Arbeitgeber müssen abwägen, ob ihnen Erfahrung und Kompetenz das höhere Gehalt älterer Arbeitnehmer aufwiegen und mit Blick auf die Konkurrenzsituation wert sein dürfen, um das Unternehmen erfolgreich zu führen. In Österreich beantworten immer mehr Unternehmen diese Frage mit NEIN. Unternehmer wollen erfahrene Mitarbeiter nicht kündigen. Erfahrene Mitarbeiter werden gekündigt, wenn es wirtschaftlich nicht anders geht. Das Senioritätsprinzip ist auch oft ein Thema beim Einstellen älterer Mitarbeiter. Konkret die Anrechnungspflicht der Vordienstjahre, kann trotz beidseitigem anderen Willen von Arbeitnehmer und Arbeitgeber zum Problem für die Anstellung älterer Mitarbeiter werden.
Man stelle sich das Arbeitseinkommen vereinfacht als Linie von links unten nach rechts oben vor. Am Anfang verdient man wenig. Am Ende verdient man viel. Senkt man den Endpunkt und hebt den Anfangspunkt in gleichem Maße und erzeugt so eine weniger stark steigende Linie, erhält man über die gesamt Lebensarbeitszeit gesehen dasselbe Einkommen. Jedoch hätte man dann mehr Geld zu Beginn zur Verfügung, wenn man es dringender braucht. Der Effekt wäre auch, dass ein älterer Arbeitnehmer nicht so viel mehr kostet als ein jüngerer Arbeitnehmer. Damit wäre die Hemmschwelle einen erfahrenen Mitarbeiter durch einen unerfahrenen zu ersetzen viel höher. Davon würde Österreich auch insgesamt profitieren.
Dr. Herbert Samhaber