„Ehrt uns“: EU-Juncker empfängt Journalisten nach Anti-Kickl-Kampagne

Komissions-Präsident warnt vor Rechtsruck

„Ehrt uns“: EU-Juncker empfängt Journalisten nach Anti-Kickl-Kampagne

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Das war für Florian Klenk, Chefredakteur des Wiener Szeneblättchens “Falter”, sowie Autoren der Zeitungen “Standard” und “Kurier” zweifelsohne ein besonderer Moment: Am Donnerstag durften sie sich mit dem EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker treffen! “Das ehrt uns”, twitterte Klenk noch am gleichen Tag mit stolzgeschwellter Brust. Juncker, der vor kurzer Zeit laut eigenen Angaben an “Ischias-Beschwerden” litt, hatte sich auf die Reise in die für ihre gehobene Weinkultur bekannte Donaumetropole Wien begeben. Er besuchte zudem

Ein Kommentar von Online-Chefredakteur Johannes Schüller

Juncker warnt vor “Gefahr von rechts”

Im Rahmen seines Besuches sorgte Juncker freilich bei einigen Österreichern auch für Unmut. Denn der Kommissionspräsident scheute sich nicht, mahnende bis anmaßende Worte in Richtung schwarz-blaue Bundesregierung zu äußern.

„Wir müssen aufstehen, wenn Gefahr von rechts sich ungehindert durchsetzt, wenn stupider Populismus und bornierter Nationalismus einen Marsch in die Zukunft antreten, den man stoppen muss, so lange dazu noch Zeit ist“, betonte Juncker in seiner Rede beim Festakt der außerordentlichen Landeshauptleute-Konferenz. Zudem sei zu hoffen, dass – falls notwendig – Österreich „gegen Unrecht rebelliert“.

Der „Falter“: Rotgrüne Hofpostille mit Wurzeln in der linksextremen Hausbesetzerszene
Der “Falter” hat seine Wurzeln in der linksextremen Hausbesetzerszene.

“Über Bundesregierung schimpfen”

Bei einigen Netz-Nutzern sorgt diese Äußerung indes zu Recht für Unmut: Die Äußerungen  des obersten EU-Funktionärs können durchaus als provokante Kritik an unserer Bundesregierung verstanden werden. „Ich treffe die Landeshauptleute regelmäßig in Brüssel, und ich mag diese Treffen sehr, weil wir ungestört über Europa und über die Bundesregierung schimpfen können“, hatte Juncker zudem – offenbar in erheitertem Unterton – erklärt. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) konterte launig, er sei dankbar, dass der Kommissionspräsident nicht verraten habe, über was gesprochen werde, „wenn die Regierungschefs und du beisammen sind“.

Ein großer Tag war dieser Donnerstag freilich nicht nur für die Veranstalter des Republik-Jubiläums, sondern auch für Florian Klenk. Der Chefredakteur des Blättchens “Falter”, das seine Wurzeln in der linksextremen Hausbesetzer-Szene hat, hatte endlich Gelegenheit, gemeinsam mit Kollegen ein Interview mit Juncker zu führen.

Klenk: “Gutes Gemeinschaftsgespräch”

Gleich mehrfach berichtete Klenk auf Twitter von dem Treffen, das bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben dürfte. Es habe sich um ein “gutes Gemeinschaftsgespräch” gehandelt. Mit verschmitzter Mimik blickt Klenk auf einem Foto in die Kamera:

Vorwurf Doppelmoral

Brisant: Das Treffen fand kurz nach einer erneuten Auseinandersetzung zwischen dem “Falter” und dem Innenministerium (BMI) unter Herbert Kickl statt. Der “Wochenblick” hat die Auseinandersetzung in einem umfangreichen Schwerpunkt-Bericht hier thematisiert. Nachdem Klenk umfangreich gegen Kickl kampagnisiert hatte und umstrittene sowie teils haltlose  Äußerungen öffentlich tätigte, hatte das Innenministerium mehrere Nachrichten Klenks veröffentlicht.

Aus den Nachrichten ist unter anderem zu entnehmen, dass der Chefredakteur des Wiener Szeneblättchens einem BMI-Ressortleiter offenbar “die Pressearbeit in Österreich erklären” wollte.

 Spott über “Zuckerljournalismus”

Zeitungen, die angebliche “Enthüllungen” zu Kickl nicht ausreichend gewürdigt hätten und vom BMI Exklusiv-Infos erhielten, wurde von Seiten der Anti-Kickl-Medien oft “Zuckerljournalismus” vorgeworfen. Pikant: Mit seinen mehr als wohlwollenden Worten über Juncker und dem exklusiven Treffen erntet der “Falter”-Chefredakteur nun vor diesem Hintergrund reichlich Spott. Twitter-Nutzer werfen ihm nun Doppelmoral und mangelnde Überparteilichkeit vor!

Dabei hatte Klenk den Hashtag “#zuckerljournalismus” selbst ins Spiel gebracht. Richard Schmitt, Chefredakteur von krone.at, erinnerte Klenk an dessen eigene Worte – und erntete dafür von den Nutzern reichlich Zustimmung:

zuckerljournalismus

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