Mehr als 60.000 Unterstützer zählt die Bürgerinitiative „#fairändern“ (www.fairändern.at) bereits – obwohl Zwangsgebühren-ORF und Mainstream-Medien darüber zumeist eisern schwiegen. Der „Wochenblick“ hat nun Initiatorin Petra Plonner interviewt.
„Wochenblick“: Eine Ihrer zentralen Forderungen ist die Einführung einer offiziellen Statistik zu Schwangerschaftsabbrüchen in Österreich. Warum ist Ihnen das wichtig?
Plonner: Um eine sachliche Diskussion führen zu können, braucht es zunächst reale Zahlen und Fakten, so wie es in allen EU Ländern – außer Luxemburg – der Fall ist. Das bedeutet: Wir hinken hinterher. Statistiken helfen, um hilfreiche Maßnahmen ableiten zu können: Wer sich erfolgreich um eine Sache bemühen will, muss den Stand der Dinge kennen. Wir gehen davon aus, dass im europäischen Vergleich die Abtreibungszahlen in Österreich sehr hoch sind; das wollen wir ändern. Aber wie? Dazu müssen wir Entwicklungen anhand der Statistik beobachten können.
Sie fordern unter anderem auch eine Abschaffung der „eugenischen Indikation“. Was genau verstehen Sie darunter?
Die eugenische (auch embryopathische) Indikation beschreibt die gesetzlich verankerte Ungleichbehandlung von Kindern mit Behinderung. Es heißt dort, dass eine Abtreibung bis zum Einsetzen der Geburt möglich ist, wenn „eine ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt sein werde“. Das betrifft nicht nur sterbenskranke Menschen, sondern auch solche, die trotz ihrer Behinderung sehr wohl in der Lage sind, ein erfülltes Leben zu leben. Menschen mit Down-Syndrom etwa lieben ihr Leben; trotzdem betrifft ein Viertel der Spätabtreibungen beispielsweise im AKH Kinder mit dieser chromosomalen Besonderheit. Die eugenische Indikation ist nicht nur eine Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, sondern auch ein unwürdiges Werturteil über ihr Lebensrecht. Die Tötung der Kinder darf nicht die Antwort einer zivilisierten, humanen Gesellschaft auf (lebensbedrohliche) Krankheit und Behinderung sein.
Die Initiatoren des stark umstrittenen „Frauenvolksbegehrens“ fordern unter bestimmten Bedingungen „volle Kostenübernahme” bei Schwangerschaftsabbrüchen sowie „Angebot und Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen in allen öffentlichen Krankenanstalten“. Wie beurteilen Sie diese Forderungen?
Krankenversicherungsgeld wird für Heilungszwecke verwendet. Eine Schwangerschaft kann sich unerwartet einstellen und Frauen in eine Notsituation bringen – aber sie ist bestimmt keine Krankheit. Gemeinsam sollten wir uns Bewältigungsstrategien überlegen und ein Klima sozialer Wärme schaffen – damit aus ungewollten Schwangerschaften wieder gewollte Kinder und aus „Unfällen“ wieder „Überraschungsgeschenke“ werden können. Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir Schwangerschaftsabbrüche bagatellisieren und als Gesundheitsvorsorge deklarieren. Sie sind auch nicht mit einer Zahnbehandlung oder einer Blinddarm-
operation vergleichbar.
Ihre Initiative wurde im Petitionsausschuss besprochen und im Nationalrat eingebracht. Wie geht es weiter?
#fairändern wird nun im Nationalrat behandelt werden und wir hoffen, dass unsere Forderungen entsprechend umgesetzt werden. Doch #fairändern ist mehr als nur eine Bürgerinitiative, es ist eine gesellschaftliche Bewegung, ein Nach- und Umdenken. Wir werden #fairändern weiter auf den verschiedenen Kanälen in den sozialen Netzwerken ansprechen, um weiterhin mit den Menschen zu diesen sensiblen Themen in Kontakt zu treten, ihnen zuzuhören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.