Die Gelegenheit, sich mit ein paar Zeilen zu Wort zu melden, möchte ich gerne ergreifen. Mein Name ist Birgit, ich bin Mama von vier tollen Kindern und ich bin seit gut 20 Jahren Polizistin. Viele Menschen haben mein Interview im Oktober 2020 gelesen, auch meine Rede gesehen und ich erhielt enorm viel Zuspruch. Dafür möchte ich mich gerne von Herzen bedanken.
Ein Gastkommentar von Birgit Pühringer
Es gab aber auch andere Reaktionen, ich war und bin Repressalien ausgesetzt und in den sogenannten Mainstreammedien wurde ich dementsprechend angefeindet und negativ dargestellt. Dennoch stehe ich zu meiner Entscheidung, den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt zu haben.
Als Polizistin habe ich bei meiner Angelobung einen Eid auf die österreichische Bundesverfassung geleistet, diese zu wahren und im Rahmen dieser zu handeln. Bereits als kleines Mädchen war es mein größter Berufswunsch, Polizistin zu werden. Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ein feines Gespür dafür, wenn etwas beginnt, schief zu laufen. Die gesamten Maßnahmen und Einschränkungen all unserer Grund- und Freiheitsrechte, die wir nun seit Monaten ertragen müssen, widerstreben all meinen Werten, für die ich in meinem Beruf jemals einstand.
Die Bevölkerung zu schützen und ihnen eine gute Ansprechpartnerin zu sein, vor allem auch in schwierigen Situationen, war für mich immer extrem wichtig. Und ich bin mir sicher, dass mir das auch gelungen ist. Nicht jedoch, in völlig überzogenem Handeln unverhältnismäßig gegen die eigene Bevölkerung vorzugehen. Deshalb entsetzt es mich umso mehr, dass mittlerweile auch in den öffentlich-rechtlichen Medien kein Hehl mehr daraus gemacht wird, dass bei friedlichen Spaziergängen, bei friedlichen Demonstrationen die einschreitenden Polizisten auf Eskalation anstatt Deeskalation zu setzen haben.
Das erschüttert mich zutiefst, da unser Einschreiten immer auf Verhältnismäßigkeit und Deeskalation beruhen sollte. Dazu fällt mir ein Ausspruch ein, den ich in meinen Dienstjahren unzählige Male gehört habe: „Handeln nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit!“ Ich frage mich als besorgte Mama, Bürgerin und natürlich auch als Polizistin, wo ist dieser Grundsatz nun? Ist das der Grundgedanke einer Demokratie?
Meine Auffassung von Demokratie ist, dass die Bürger unter anderem das Recht haben, ihren Unmut friedlich bei Versammlungen, auf Demonstrationen kundzutun. Dass die Bürger und ihre Bedenken gehört werden müssen und die gewählte Regierung einen vernünftigen Dialog suchen sollte. Aber doch nicht einfach Bürger, die Angst vor immer größeren Einschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte, Ängste um ihre Zukunft haben, negativ darzustellen, gar als Radikale zu bezeichnen.
Wie heißt es so schön: „Das Recht geht vom Volke aus.“ Ich möchte jedenfalls nicht wort- und tatenlos zusehen, wie unser Land, das unsere vorigen Generationen für uns zu einer wunderschönen Heimat gemacht haben, in den Abgrund stürzt. Ich bin mir sicher, dass viele Polizisten dies genauso sehen wie ich und das macht Hoffnung!