In den Stunden nach der Silvesternacht werden auch 2017 immer mehr Fälle sexueller Belästigung bekannt. Frauen als Opfer in Köln, Salzburg, Innsbruck, Wien – wie ein Puzzle, das erst in ein paar Tagen fertig gestellt sein dürfte.
Politik und Medien feiern allerorten die betont friedliche und gewaltfreie Silvesternacht. In den Hintergrund tritt, dass schlimme Exzesse nur durch ein enormes Polizeiaufgebot verhindert werden konnten. Und, dass es sehr wohl zu zahlreichen „Einzelübergriffen“ kam. Über Köln schwebten Polizei-Helikopter, 1500 Beamte waren im Einsatz.
In Köln planten Täter erneute Massenvergewaltigung
Die Zeitung „Kölner Stadtanzeiger“ berichtete mit Liveticker von Köln, wo es im vergangenen Jahr zu schlimmsten sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen gekommen war. Um 23:15 Uhr zitiert der „Kölner Stadtanzeiger“ Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies: „Am Hauptbahnhof steht eine Gruppe von rund Tausend Personen, die dem nordafrikanischen Hintergrund zuzuordnen sind. Unsere Kollegen nehmen ihre Personalien auf. Am Bahnhof Deutz/Messe wurde ein Zug gestoppt. Da werden gerade etwa 300 Personen kontrolliert.“ Nach Mitternacht meldet die Zeitung Festnahmen: „Am Hauptbahnhof führt die Polizei einen jungen Mann arabischer Herkunft ab.“ Später werden Details zu den Festnahmen bekannt: „Drei der sechs Festgenommenen waren Illegale, gegen drei lagen Haftbefehle vor, wie die Polizei auf der Pressekonferenz mitteilte.
In einem der beiden Fälle sexueller Übergriffe haben die Beamten einen Verdächtigen festgenommen. In dem anderen Fall geht die Polizei von drei Tätern aus. Die Ermittlungen laufen noch.“
„Kriminelle Nordafrikaner“ sollen sich für Köln verabredet haben
Die Journalistin Mona Jäger (FAZ) berichtet aus Köln: „Die Polizeibeamten vor dem Kölner Hauptbahnhof werden gegen etwa 21:30 Uhr unruhig, als sie hören, dass etwa 120 Nafris ankommen sollen. Nafris nennt man in der Polizeisprache kriminelle Nordafrikaner. Offenbar, sagt die Polizei, haben sie sich für ihre Fahrt nach Köln verabredet.“ Unter den Nordafrikanern sind auch Personen, die im letzten Jahr in Köln anwesend waren! „Die Polizei empfängt die Gruppe am Hauptbahnhof und kesselt sie ein. Sie nimmt die Personalien auf. Wer als Störenfried von vor einem Jahr bekannt ist, wird weggeschickt. Wem nichts vorzuwerfen ist, darf in Köln feiern.“

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Salzburg, Wien und Innsbruck
Die Wiener Polizei tat alles, um Exzesse zu verhindern. Am Tag danach ist man erleichtert: „Auch das Thema sexuelle Belästigung stand heuer im Fokus der Polizeiarbeit. In der gesamten Stadt – vor allem am Silvesterpfad – waren zivile Spezialstreifen des Landeskriminalamtes Wien im Einsatz. Vorläufig sind drei Vorfälle zur Anzeige gebracht worden.“
Die Salzburger Polizei meldet, dass ein unbekannter Täter eine Frau in einem Altstadt-Lokal attackierte: „Der Mann berührte die Frau unsittlich im Bereich des Schrittes. Derzeit laufen die Ermittlungen sowie die Auswertung von Videoaufzeichnungen. Das Opfer gab als Täterbeschreibung ‘südländisch’ an.“ Außerdem soll ein asiatisch aussehender Unbekannter auf dem Residenzplatz einer 24-jährigen Salzburgern in den Schritt gegriffen haben.
Organisierter dürfte eine Tätergruppe bei Silvesterfeierlichkeiten in Tirol vorgegangen sein, wie die Polizei Innsbruck in einer Aussendung berichtete: „In Innsbruck kam es im Bereich des Marktplatzes zu mehreren sexuellen Belästigungen. Eine bisher unbekannte Gruppierung von ca. fünf bis sechs ausländisch aussehenden Männern tanzten die Opfer (Frauen aus Deutschland, Rumänien und Italien) an, bedrängten sie teilweise massiv, indem sie diese im Intimbereich berührten und küssten.“
Kritik aus Politik

Erst wenige Stunden vor dem Vorfall dankte Tirols Landeshauptmann Günther Platter den Polizeikräften für ihre Arbeit im scheidenden Jahr 2016. Gerade die Asylkrise hätte viele neue Herausforderungen gebracht. Fast prophetisch warnte er: „Die Flüchtlingskrise ist noch nicht ausgestanden, auch wenn die Lage derzeit ruhiger ist.”
FPÖ-Chef HC Strache warf auf seiner Facebook-Seite der Regierung vor, „kläglich versagt“ zu haben. Angesichts des enormen Polizeiaufgebots schrieb er etwa: „Es wäre verantwortungsvoller, besser, billiger und effektiver, wenn nur ein Teil davon unsere österreichischen Grenzen geschützt und gesichert hätte. (…) Jetzt ist es notwendig schwer bewaffnete Polizisten bei Christkindlmärkten, beim Silvesterpfad, etc., zu positionieren, um unsere Sicherheit zu gewährleisten!“
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