Es war einmal eine junge hübsche Frau, die einen staubigen Feldweg entlanglief.
Ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegesrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter.
Kolumne von Sabina Furthmayr
Jeder kennt die Traurigkeit
Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen.
Die junge Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und fragte: „Wer bist du?“
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. „Ich? Ich bin die Traurigkeit“, flüsterte die Stimme stockend. „Ach die Traurigkeit!“ rief die junge Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
„Du kennst mich?“ fragte die Traurigkeit misstrauisch.
„Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal, hast du mich ein Stück des Weges begleitet.“
Warum siehst du so mutlos aus?“
„Ich…, ich bin traurig“, sagte die graue Gestalt. Ach, weißt du“, begann sie zögernd und auch verwundert darüber, dass ihr tatsächlich jemand zuhören wollte, „es ist so, dass mich einfach niemand mag.
Traurigkeit will helfen
Immer heisst es, man muss sich nur zusammenreißen… „Nur Schwächlinge weinen.“ Manche arbeiten nonstop, oder sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen.”
„Oh ja“, bestätigte die junge hübsche Frau, „solche Menschen sind mir auch schon oft begegnet…“
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
„Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut.
Hand in Hand mit der Hoffnung
Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. GedaDie Traurigkeit schwieg und begann zu weinen. “Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt, sagte tröstend die junge Frau.
Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: „Aber…, aber – wer bist du eigentlich?“
„Ich?“ sagte die fröhliche junge Frau schmunzelnd. „Ich bin die Hoffnung.“