Das frostige meteorologische Klima passte nicht zu den warmen Heimatgefühlen, die die Veranstaltung am Sonntag vorm Linzer Landhaus verströmte, wo man den 100. Geburtstag unseres Bundeslandes mit Pauken und Trompeten feierte: Zu den Klängen der oberösterreichischen Militärmusik unter der Leitung von Leutnant Gernot Haidegger marschierte auch ein Ehrenzug des Wiener Gardebataillons auf und in einmütiger Geschlossenheit stellte sich die Landesregierung an diesem historisch bedeutsamen Tag, dem 18. November, schon um 9 Uhr morgens im Freien ein.
Viele Abordnungen
Mit Abordnungen waren auch Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Samariterbund, Caritas, Wasser- und Bergrettung sowie die Rettungshundebrigade angerückt. Diözesenbischof Manfred Scheuer sprach Friedens- und Dankesworte und der Kinder- und Jugendchor des Landestheaters unter der Leitung von Ursula Wincor jubilierte.
Zum Höhepunkt dieser Feuer gehörte auch die Enthüllung eines Gedenksteins von Bildhauer Gerhard Knogler, dessen Werk im Landhauspark aufgestellt wird als sichtbares Zeichen sei für den Weg, den Oberösterreich in den letzten 100 Jahren gegangen sei, wie Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) erklärte.

Erinnerungen an 1918
Das Fehlen der Bevölkerung bei dieser Geburtstagsfeier wurde von vielen Teilnehmern bedauert, doch auf Grund der frühen Stunde und der kalten Temperaturen habe sich das Volk wohl lieber zu Hause eingeigelt, vermuteten manche Politiker, die aber auch ohne Claqueure der Geburt unseres Bundeslandes würdig gedachten. Auch damals, 1918, haben die Oberösterreicher gefroren, vor allem innerlich, weil nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Monarchie niemand so recht wusste, wie es jetzt weitergehen sollte.
Ratlosigkeit war groß
Die Ratlosigkeit unter den Menschen sei groß gewesen, sie hatten Angst vor der Zukunft und vor Seuchen, stellte die Historikerin und Festrednerin Gudula Walterskirchen im zweiten Teil der Veranstaltung im Steinernen Saal des Landhauses fest.

Positive Entwicklung
Dort sei vor 100 Jahren auch die erste Landesversammlung des neuen Bundeslandes Oberösterreich in der neuen 1. Republik über die Bühne gegangen, erläuterte der oberösterreichische Landtagspräsident Viktor Sigl und freute sich mit Landeshauptmann Thomas Stelzer darüber, dass sich das Land seither so positiv entwickelt habe – trotz seiner bewegten Geschichte.
Vieles sei uns schon selbstverständlich geworden, sagte Viktor Sigl und von älteren Mitmenschen müssen sich Jüngere immer wieder einmal sagen lassen, dass sie sich das gar nicht vorstellen könnten wie das damals alles war.
OÖ als “weltoffenes Land”
“Heute ist Oberösterreich ein weltoffenes Land, wo die Menschen anpacken und zusammenhalten, und wo Tatkraft, gute Ideen und ein Miteinander vorherrschen”, sagt Stelzer über unsere Heimat, “einem Ort, den wir als Gesellschaft erst schaffen”, der aber auch ein “klare Haltung” benötige.
Nur mit einer Heimat, in der man fest verwurzelt sei, könne es auch Weltoffenheit geben und gerade ein Bundesland wie Oberösterreich würde einen wichtigen Beitrag dazu leisten, betonte Gudula Walterskirchen.

Lehren aus der Geschichte ziehen
Was fangen unsere Landtagsabgeordneten nun an, mit dem Wissen, das über die zurückliegenden 100 Jahre unseres Landes haben? Die ÖVP-Klubobfrau Helena Kirchmayr will auf jeden Fall Lehren aus der Geschichte ziehen, wie sie sagt und auch FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr wolle stets das Gemeinsame vor das Trennende stellen.
Bei SPÖ-Klubobmann Christian Makor hat sich die Überzeugung verfestigt, dass die Erhaltung des Föderalismus-Prinzips eine wichtige Sache sei und der Grüne Klubobmann Gottfried Hirz plädiert für ein Oberösterreich, dass in der Zukunft ein starkes Europa der Regionen eingebettet sein müsse.
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