Botschafter, so dachte ich, seien honorige Damen und Herren, die höflich-diplomatisch sprechen und denen man den Verhaltensknigge bereits am Gang ansieht. Jedenfalls seien Botschafter dazu da, ihr Land in der Ferne bestmöglich zu repräsentieren.
Ein Kommentar von Chefredakteur Christian Seibert
Stopp von Zwangsabschiebungen
Außerdem sprach ich Botschaftern bis dato immer die Rolle des Brückenbauers zwischen dem Gastland und dem Herkunftsland zu. Khojesta Fana Ebrahimkhel hat mich jedoch eines Besseren belehrt.
Die neue Botschafterin Afghanistans in Wien war erst wenige Wochen im Amt, als sie Bundeskanzler Kurz bereits ausrichten ließ, dass sie sich für den Stopp von Zwangsabschiebungen abgelehnter afghanischer Asylwerber einsetzen werde. Diese Forderung wiederholte sie während des Besuchs eines Flüchtlingsheims in Linz mit (wem sonst als) Oberösterreichs Landesrat Rudi Anschober.

Keine Hilfe für Afghanistan?
„Afghanistan ist nicht sicher, und jeder weiß das”, macht Ebrahimkhel die bestmögliche Werbung für jenes Land, das sie nach Österreich entsandte und führte weiter aus, sie wünsche sich, dass Europa ihre Landsleute dabei unterstütze, eine Existenz aufzubauen.
Wie bitte? Sollte sie als Botschafterin nicht dafür sorgen, dass die hauptsächlich jungen Männer in ihr Heimatland zurückkehren und dort helfen, Rechtsstaatlichkeit herzustellen und die Taliban-Warlords zu verjagen? Nein, so stelle ich mir eine Botschafterin nicht vor, aber wer weiß, wessen Botschaft die Botschafterin denn eigentlich verkündet.