Mit der Notwendigkeit, in Krisenzeiten ausreichend Blutkonserven zur Verfügung zu haben, begründet NEOS-Mandatar Yannick Shetty den Vorstoß.
Der 24-jährige pinke Abgeordnete mit indischen und koreanischen Wurzeln sieht in der derzeitigen Regelung eine “Diskriminierung von Blutspendern” und stellte einen Antrag im Parlament zur Aufhebung der Klausel. Dabei könnte Shetty, der sich jüngst zum freiwilligen Zivildienst meldete, auch ein persönliches Anliegen haben: Denn der erst im Herbst ins Hohe Haus eingezogene NEOS-Mandatar ist selbst bekennend homosexuell.
Gesundheitliche Bedenken aufgrund von Datenlage
Ein prinzipielles Spendeverbot gibt es für homosexuelle Männer eigentlich gar nicht – für sie gilt allerdings eine zwölfmonatige Wartefrist nach dem letzten Geschlechtsverkehr, bevor sie für eine Blut- oder Plasmaspende infrage kommen. Anale Penetration ist freilich nicht der einzige Ausschlussgrund: Auch nach einer Impfung oder Darmspiegelung oder nach der Einnahme bestimmter Medikamente sowie der Reise in Risikogebiete darf man eine Weile kein Blut oder Blutplasma spenden.
Der Grund hierfür ist die nationale und internationale Datenlage. Diese attestiert, dass schwule Männer zu einer Risikogruppe zählen, bei der eine Ansteckung mit infektiösen Krankheiten, insbesondere HIV, wahrscheinlicher ist. Verfechter von Homosexuellen-Rechten sehen im quasi-Ausschluss indes eine faktische Diskriminierung. Auch Shetty drückte dieses Sentiment in sozialen Medien aus.
Aufgrund der Corona-Krise besteht ein erhöhter Bedarf an Blutkonserven, doch weiterhin wird eine Gruppe pauschal von der Blutspende ausgeschlossen. Blut ist A, B, AB oder 0 – nicht hetero, homo oder trans. /1 pic.twitter.com/dwGayHlgfJ
— Yannick Shetty (@yannick_shetty) April 14, 2020
Keine parlamentarische Mehrheit für NEOS-Anliegen
Shettys Argumentation geht zudem in die Richtung des hohen Bedarfs an Blutkonserven. Alle 90 Sekunden würde diese benötigt, selbst in einer üblichen Grippesaison käme es mitunter zu Engpässen. Um auch in der Corona-Krise die Versorgungssicherheit in diesem Bereich sicherzustellen, fordern die NEOS daher erneut die Änderung der Blutspende-Verordnung. Kürzliche Lockerungen erlauben Spenden beim Roten Kreuz anstatt wie bisher ausschließlich bei Ärzten.
Er zielt damit wohl auch auf den Umstand ab, dass die Rettungsorganisation bereits im Mai mit dem Standard-Fragebogen zur Eignung für Spenden arbeiten will. Eine Mehrheit für ihr Anliegen dürften die Liberalen aber im Plenum nicht finden. Denn selbst die früher der Thematik oft aufgeschlossenen Grünen, geben sich abwartend. Gesundheitsminister Rudi Anschober winkte bereits im Feber ab, es gelte die Blutsicherheit zu gewährleisten.