Aus der Serie „USA unzensiert!“ In österreichischen und europäischen Medien war nach der US-Präsidentenwahl vorrangig zu lesen, “Fake News” hätten Donald Trump zum Sieg verholfen. Es geht aber auch andersrum: Wir präsentieren ihnen ab jetzt regelmäßig tatsächliche Fake News, die seit seinem Sieg über Trump verbreitet wurden.
Fake-News Epidemie
US-Journalisten abseits des Mainstreams bezeichnen die unendlichen Kampagnen mit Falschmeldungen seit der Wahl mittlerweile schon als “Epidemie”. Fast stündlich kommen Meldungen zu Tage, die nicht nur aus dem Kontext gerissen, sondern teils frei erfunden sind. Hier werden wir einen kleinen Ausschnitt verschiedener Fake News präsentieren, die seit der Wahl von Donald Trump von US-Journalisten und US-Medien über ihn verbreitet wurden:
Nummer 1: Tote Transvestiten
Nach Trump’s Wahlsieg am 8. November machten Meldungen die Runde, transsexuelle Jugendliche hätten vielfach wegen dem Wahlergebnis Suizid begangen. Für diese Meldungen gab es keinerlei Grundlage. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand diese Vorfälle bestätigen und auch drei Monate nach seiner Wahl hat sie noch niemand bestätigt. Trotzdem brachte dieses Gerücht einen weiten Weg hinter sich:
Der Redakteur der britischen Tageszeitung “The Guardian” und Produzent für das Schwulen- und Lesbenmagazin “Out” Zach Stafford verbreitete das Gerücht auf Twitter.
“Mindestens 8 Transsexuelle haben sich wegen Trump’s Wahlsieg das Leben genommen . Quelle: Eine private Selbsthilfegruppe”.
Die Meldung wurde über 13.000 Mal geteilt wurde, bevor er sie löschte.
Update: as we continue to investigate the reported suicides, I’ve spoken w/ GLAAD and we feel it best to take down the original tweet (1/3)
— Zach Stafford (@ZachStafford) 10. November 2016
Berater sagten ihm es sei besser, den Tweet zu löschen, solange noch Untersuchungen im Gange sind.
Er postete daraufhin eine Erklärung, warum er den originalen Tweet gelöscht hatte. Diese Erklärung wurde sage und schreibe siebenmal geteilt. Währenddessen schrieb auch der Redakteur des britischen Schwulenmagazins “Pink News” Dominic Preston einen Bericht zu den Gerüchten. Sein Facebook-Posting dazu wurde 12.000 Mal geteilt.
Auch ein Redakteur des Jugendportals “Mic” (Reichweite: 19 Millionen Nutzer monatlich) verbreitete die unbestätigten Gerüchte. Matthew Rodriguez’ Artikel wurde auf Facebook über 55.000 Mal geteilt.
Das Portal “Snopes” hat es sich zur Aufgabe gemacht, Mythen und Gerüchten nachzugehen und die Wahrheit aufzudecken. Diese Seite listete die Berichte zwar als “unbestätigt”, aber nicht als “falsch”. Grundlage für nicht Nichtbezeichnung als falsch waren zwei mittlerweile gelöschte Facebook-Postings, die keinerlei hilfreiche Informationen zu Ort, Identität oder anderen Umständen zu den behaupteten Selbstmorden enthielten.
“Reason”-Redakteurin findet nichts
Danach durchsuchte die Redakteurin des libertären US-Monatsmagazins “Reason” Elisabeth Nolan etliche Onlinedatenbanken, um die Identitäten der vermeintlich toten transsexuellen Jugendlichen herauszufinden. Sie fand nichts. In einer Stellungnahme sagte sie: “Teenager im Jahr 2016 sterben nicht einfach, ohne dass jemand davon erfährt und spätestens ein paar Tage danach den Fall online stellt.”
Die erlogene Geschichte rund um suizidale Transsexuelle schaffte es allein bei Facebook auf über 100.00 geteilte Beiträge, die erheblich zur Angst und Hysterie rund um Trump’s Wahlsieg beitrugen.
„USA unzensiert!“ So lautet die neue Serie, mit der wir hier auf www.wochenblick.at regelmäßig über Ereignisse in den USA berichten werden. Und zwar aus einem anderen Blickwinkel. Denn die meisten Medien schreiben von den „New York Times“ oder der „Washington Post“ ab, was langweilig ist – wir werden einen alternativen Blick auf die tatsächlichen Fakten werfen.
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