Was verbindet man auf die Schnelle mit Pisa? Den schiefen Turm, genau. Ebenso schief läuft etwas in unserem Bildungssystem – die aktuelle Pisa-Studie zeigt es auf. Das Niveau unserer 15-jährigen Schüler beim Lesen und Schreiben sinkt seit 2009 stetig.
Unsere Bildungspolitiker haben alle Warnsignale ignoriert, schöngeredet und weiter gewurschtelt. Mit einem beschämenden Ergebnis!
Schüler immer schlechter beim Lesen und Rechnen
Jetzt redet sich Bundeskanzler Christian Kern in Rage und Bildungsministerin Sonja Hammerschmid sagt: „inakzeptabel“. Nützt aber nichts. Die aktuelle Pisa-Studie belegt es schwarz auf weiß: jeder vierte bzw. jeder fünfte unserer 15-jährigen Schüler hat ein gravierendes Lese- und Rechenproblem. In den Naturwissenschaften ist es etwas besser, aber auch da geht die Kurve bergab. „Risikoschüler“ nennt man das im Fachjargon.
Der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Risikogruppe liegt übrigens bei 40 Prozent. Aber auch 18 Prozent der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund fallen da hinein. Sie müssen im Alltag und Berufsleben mit Problemen rechnen. Ein kleines Trostpflaster: Ähnlich schwache Leistungen gibt es im Schnitt auch in den meisten EU- und OECD-Staaten.
Anderswo Top-Leistungen
Die besten Schüler gibt es übrigens in Asien – Singapur, Japan, China (Taipeh, Shanghai, Hongkong). Bei den Naturwissenschaften liegen auch Estland – Finnland mit deutlich sinkenden Leistungen – und Kanada im Spitzenfeld. Was man aus der Pisa-Studie noch erfährt: je höher der Bildungsstand der Eltern, desto eher erbringen auch die Kinder bessere Leistungen. Faktum ist aber auch, dass im OECD-Schnitt jeder dritte Schüler aus nicht so gutem Elternhaus trotzdem ein hohes Leistungsniveau erreicht.
Bei Kindern mit Migrationshintergrund ist das fast jeder vierte Schüler. Im Fachjargon nennt man das „resilient“ – widerstandsfähig. In Macau (China) und Vietnam sind Schüler aus den ärmsten Familien übrigens besonders „resilient“ und erbringen Top-Leistungen.
Aufsteiger Asien – Absteiger Europa
Während Europas Bildungssysteme auf Schulen mit Event- und Spaßfaktor setzen, wo im Sinne der Schwächsten das Niveau nach unten nivelliert wird, wo Leistung eher bestraft als belohnt und nicht mehr benotet sondern interpretiert wird und wo den Eltern suggeriert wird, dass ihr Kind ein „Einstein“ ist und alles kann – findet man in Asien das genaue Gegenteil. Dort gilt das Sprichwort „Nur strenge Lehrer bilden Eliteschüler aus“. Disziplin ist das Um und Auf, Bildung hat einen hohen Stellenwert, bringt Ansehen in der Gesellschaft und beste berufliche Aufstiegschancen. Lehrer sind respektiert und gut bezahlt. Der Gruppendruck, zu den Besten zu gehören, ist enorm.
Die chinesische Erziehungsmethode etwa setzt dem Nachwuchs bereits im Kindesalter klare Ziele vor Augen. Man ist der Ansicht, erzieherische Härte nehme Kindern Unsicherheiten und verleihe ihnen Selbstwertgefühl. Mehr über diesen offensichtlich erfolgreichen Ansatz erfährt man übrigens im viel diskutierten Buch „Die Mutter des Erfolgs – wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte“ von Amy Chua.
Tigermutter gibt Tipps
Die Professorin an der Yale-Universität beschreibt darin ihre Erziehungsmethode als „Tigermutter“ und warum sie überzeugt ist, dass dieser Weg richtig ist. Sie kann nicht ganz unrecht haben. China belegt den ersten Platz in allen drei Disziplinen in der Pisa-Studie.
Die Pisa-Tests werden alle drei Jahre gemacht. Die aktuelle Erhebung wurde 2015 in 72 Ländern (u.a. in 35 OECD, inklusive EU-Staaten) bei 15-Jährigen Schülern durchgeführt. Schwerpunkte waren Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik. 540.000 Jugendliche nahmen an den Tests teil – also knapp 2 Prozent der insgesamt ca. 29 Millionen Schüler der Teilnehmerländer.
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