Das gewaltige Rauschen im Blätterwald der Systemmedien war nicht zu überhören. Der Anlass für dieses lautstarke Geraschel war der Jahrestag des so genannten Ibiza-Skandals.
Es war zu erwarten, dass diese unappetitliche Geschichte, anlässlich der bevorstehenden Wahlen in Wien, noch einmal genüsslich ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und aufgekocht wird, wofür sich ein „Jubiläum“ immer gut eignet.
Das skandalöse und im heimlich aufgenommenen Film gezeigte Verhalten des blauen Vizekanzler Heinz Christian Strache hat ihm Amt und Reputation gekostet. Auch der anschließende Vorwurf der Spesenreiterei lässt zweifellos tiefe Schlüsse auf die Beschaffenheit des Charakters von Strache zu.
Zu den Ruhmesblättern in der Geschichte der 2. Republik gehört diese Affäre natürlich eben so wenig, wie auch die vielen anderen vorangegangen Skandale seit Kriegsende. Man denke nur an den Grauland Parteispenden-Skandal, den Wiener Bauring-Skandal, den AKH-Skandal, den Lucona-Skandal, den Noricum-Skandal und viele andere mehr…. Dabei waren ebenfalls immer miese Charaktere und große Mengen Schmiergeld im Spiel.
Blaue waren darin, wenn ich mich noch richtig zurückerinnere, keine verwickelt, aber jede Menge von Roten und Schwarzen. Auch die genannten und bereits länger zurückliegenden Skandale waren ziemlich unappetitliche Fälle, die Österreich den Ruf bescherten, eine korrupte Republik zu sein. „Wer konnte, griff zu“ schreibt der Historiker Peter Böhmer über diese Ära und zeichnet damit ein grausliches Sittenbild dieser Republik.
Dass man an die Jahrestage dieser früheren Skandale, von denen einige heute weitaus runder wären als der vergleichsweise mickrige, einjährige Ibiza-Skandal, nicht erinnert, liegt daran, dass sie sich diese nicht mehr gut instrumentalisieren lassen, um damit aktuelle Geschehnisse zu beeinflussen. Auch dies ist bezeichnend für die verkommenen Sitten in dieser Republik. Deshalb wird für nächstes Jahr ein erneutes Ibiza-Revival zu erwarten sein. Schließlich wird immer irgendwo irgendwas gewählt.