Das hätten sich wohl wenige von einer ÖVP-Politikerin erwartet: Die Bürgermeisterin der Gemeinde Rüstorf im Bezirk Vöcklabruck, Pauline Sterrer, nannte in einer Sitzung des Gemeinderats die Haltung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ebenfalls ÖVP) zur Ausbildung von Asylwerbern „unmenschlich“ und „dumm“. Anlass war eine Diskussion über die umstrittene Resolution des grünen Landesrats Rudi Anschober namens “Ausbildung statt Abschiebung”.
Die Idee sieht vor, dass Asylwerber während ihrer meist dreijährigen Ausbildung und den ersten beiden vollen Arbeitsjahren nicht abgeschoben werden dürfen.
Keine Lehre vor Asylbescheid
Kanzler Kurz machte aber schon mehrfach deutlich, dass Asylbewerber erst eine Lehre beginnen dürfen sollten, sobald sie einen positiven Asylbescheid erhielten. „Man habe die Grenzen zwischen der Suche nach Schutz und der Suche nach einem Arbeitsplatz verschwimmen lassen,… das gehört jetzt schrittweise korrigiert“, so der Bundeskanzler.
„Die Menschen sind ja schon länger im Land, was soll das also, dass wir sie keine Lehre in Mangelberufen machen lassen“, bekräftigte die Bürgermeisterin ihre Aussage auch gegenüber dem „Wochenblick“.

“Dumm und kurzsichtig”
„Was ich in der Gemeinderats-Sitzung vom 24.Mai zum Thema „Ausbildung statt Abschiebung” gesagt habe, dazu stehe ich: “Es ist grausam und unmenschlich gut integrierte, arbeitende junge Flüchtlinge abzuschieben. Es ist dumm und kurzsichtig, Flüchtlinge, die in Mangelberufen erfolgreich eine Lehre absolvieren, zu verjagen. Die Wirtschaft würde diese so dringend brauchen“, erklärt sich die Gemeindechefin und schlägt sich damit auf die Seite des grünen Anschobers, der unter den mehrheitlich illegal eingereisten Migranten auch viele Fachkräfte finden will.

„Es ist unmenschlich“
Gegenüber dem „Wochenblick“ zeigt sich Sterrer vom harten Kurs der schwarz-blauen Regierung ganz generell enttäuscht: „Ich war – und bin teilweise noch immer – begeistert von Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Ich wünsche mir aber, dass er seine Haltung in Fällen dieser lange hier lebenden, gut integrierten Lehrlinge, die sich schon ein Leben aufgebaut haben, überdenkt.“
Persönliche Mitteilung
Die Bürgermeisterin kündigte indes an, nun ihre Meinung auch dem Kanzler persönlich mitteilen zu wollen.