Starke Verluste fuhren die beiden traditionellen „Volksparteien“ am Wahlsonntag ein und kommen erstmals in der Geschichte nicht mehr auf eine gemeinsame Mehrheit. Die Europäische Volkspartei mit ihrem Spitzenkandidaten geht mit schalem Beigeschmack als Sieger aus der EU-Wahl hervor. Sie kommen laut Berechnungen auf 179 Mandate (davor 221).
Die Sozialdemokraten (S&D) zählen nun 152 statt 191 Abgeordnetensitze und liegen mit 27 Mandaten Rückstand auf Platz zwei. Mehrheiten zu bilden dürfte in Zukunft schwierig sein.
Herbe Verluste für Großparteien
Die EVP verlor 42 Mandate, die S&D zu ihrem gegenwärtigen Mandatsstand 39 Abgeordnete. Die beiden Großfraktionen kommen damit auf insgesamt 331 von 751 Plätzen. Dies reicht aber bei weitem nicht für eine gemeinsame Mehrheit, dafür wären mindestens 376 Mandate notwendig. Den Großparteien fehlen somit 45 Sitze auf die absolute Mehrheit. EU-Topjobs können sie sich nun nicht mehr untereinander aufteilen wie bisher. 2014 hatten sie bei der EU-Wahl 221 bzw. 191 Sitze erreicht.
Starke Ergebnisse für patriotische Fraktionen
Rechte, patriotische und EU-kritische Fraktionen konnten große Gewinne bei der Wahl erzielen. Vor allem die ENF (Europa der Nationen und der Freiheit), der auch die FPÖ angehört, legte gewaltig zu, sowie die EFDD (Europa der Freiheit und der direkten Demokratie). Sie liegen bei 60 und 51 Sitzen. Die Europäischen Konservativen und Reformer (EKR), denen auch die polnische PiS und die britischen Tories angehören, müssen mit leichten Verlusten rechnen. Sie kommen nun auf 60 statt 70 Sitze.
Es bleibt spannend, ob sich die drei patriotischen Fraktionen zukünftig zusammenschließen werden.