Weit haben sie es gebracht, die Franzosen: Im Spital von Toulon wird jetzt die mobile Rettungseinheit (SMUR) mit kugelsichere Westen ausgestattet. Denn in der Stadt steigt die Gewalt. Immer wieder werden Ärzte und Krankenhauspersonal angegriffen.
Ein Report von Kornelia Kirchweger
Akute Gefahr für Personal
In einer Pressemitteilung listet der französische Notfalldienst Service d’Aide Médicale Urgente (SAMU) verschiedene Szenarien auf, bei denen das medizinische Personal nicht ausreichend geschützt ist.
Dazu zählen Angriffe durch psychisch Gestörte, Bedrohungen durch bewaffnete Gangs, Einsätze im Gefängnis, Einsätze in den „sensiblen Zonen“ und Terrorattacken. Es wird empfohlen, die Westen bereits vor dem Einsatz anzuziehen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass es keine Kevlar- Helme, Schutzmasken, Westen mit Keramikplatten oder Schutzschilder gibt. Normale Helme und Handschuhe werden aber bereitgestellt.
Feuerwehrleute werden täglich angegriffen
Neben den Rettungseinheiten, kämpft auch die Feuerwehr mit teilweise brutalen Übergriffen. Besonders schlimm ist es im Pariser Vorort Val d’Oise. Einsätze für Feuerwehrleute in dieser „sensiblen Zone“ werden zum Spießrutenlauf.
Die Feuerwehr startete sogar eine Kampagne unter dem Motto „Touche pas a mon pompier“ (Rühr unseren Feuerwehrmann nicht an). Im laufenden Jahr wurde 500 Mal auf Feuerwehrautos geschossen.
[#TouchePasAMonPompier]”Il y avait 494 impacts de plombs sur notre camion” : Agressions, insultes… Le malaise grandit chez les @PompiersFR https://t.co/uAE3meusQ1
— UDSP 06 ® (@udsp06) 3. Oktober 2018
Oft wird die Feuerwehr zu Einsätzen gerufen, die eigentlich von der Polizei zu erledigen sind. Die hat aber auch zu wenig Personal. Es gebe keinen Respekt mehr, vor unserem Beruf, klagte ein Feuerwehrmann.
Allein im September wurden fünf Feuerwehrleute in Val d’Oise angegriffen. Das sind aber nur die gemeldeten Fälle. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein, heißt es. Val d’Oise ist eine sensible Zone im Norden von Paris. Bandenkriege zwischen verschiedenen Ethnien sind dort an der Tagesordnung (“Wochenblick” berichtete).
Schwedens Rettungsfahrer fordern „militärische Ausrüstung“
Schon im letzten Jahr forderte der Chef der Schwedischen Rettungsfahrer-Gewerkschaft, Gordon Grattidge, für Notruf-Einsätze in den vorwiegend von Migranten bewohnten „No-Go-Areas“ militärische Ausrüstung.
Die Gewalt dort eskaliere zunehmend – auch gegen Einsatzkräfte. Sogar Handgranaten wurden geworfen. Häufig werde man daran gehindert, die Zonen zu betreten oder sie wieder zu verlassen. Man fühle sich dort wie ein Eindringling. Die Einsatzkräfte setzen sich großen Gefahren aus, sagte er.