Ebelsberger Unteroffiziere verabschiedeten sich feierlich von ihrer bereits verkauften Kaserne!
Die meisten von ihnen haben mehr Zeit in der Ebelsberger Hiller-Kaserne verbracht als bei ihren Familien. Da gehört es sich schon, dass man sich ordentlich verabschiedet, wenn diese Kaserne des Bundesheeres nun für immer geschlossen wird, finden die Unteroffiziere, die dort viele Jahrzehnte eine berufliche Heimat hatten. In der Vorwoche sagten sie ihrer ehemaligen Wirkungsstätte Adieu. Das haben sie sich verdient und das verdient sich auch ihre alte Kaserne, sind sich die Herren einig …
Dennoch sind die mittlerweile total leerstehenden, ehemaligen Unterkunfts- und Kompanieblöcke noch besser in Schuss, als die in so manch anderer noch genutzten Kasernenanlage. Vizeleutnant Johann Scheibenreif weiß, dass das schlechteste Gebäude in der Hiller-Kaserne immer noch besser ist, als der beste Bau im Fliegerhorst Vogler.
Mit Wehmut ist auch Scheibenreif zur allerletzten Flaggeneinholung nach Ebelsberg gekommen, die von Bruno Giacomuzzi, Vizeleutnant in Ruhe und Vorsitzender der „Unteroffizierspensionistenrunde Hillerkaserne“, organisiert wurde. Wie seine früheren Kameraden hat sich auch Giacomuzzi über den offiziellen, aber kaum beachteten Kasernenschließungsvorgang, der schon im März erfolgte, geärgert. Da wurde die Fahne von einer Handvoll angetretener Soldaten einfach vom Mast geholt, zwar schon nach militärischem Ritual, doch ohne Publikum, ohne Ansprachen, ohne Ehrenkompanie und ohne Musik. Flagge runter – fertig!
Auch für den Linzer Felix Starek, Vizeleutnant im Ruhestand, ist „das mit der Kaserne furchtbar.“ Er hat mehr als 35 Jahre einen Arbeitsplatz dort gehabt. Als einer der wenigen Berufssoldaten, die in Ebelsberg Dienst verrichtet haben, konnte er jedoch auch nach seiner Pensionierung das Schicksal „der Hiller“ weiterverfolgen. „Ich wohne gleich nebenan in der Traundorfer Straße“, sagt Starek, „und ich habe mitbekommen, was dort im Laufe der Jahre passierte wie beispielsweise die Errichtung des letzten Neubaus in dem Gelände, der an die 500.000 Euro gekostet hat. – Und das alles soll jetzt weggerissen werden?“
Für den exzellenten Kasernenkenner Othmar Rittenschober, hat dies Methode. „Die Schließung von Kasernen ist eine Facette eines langfristigen Plans zur Abschaffung des Bundesheeres“, erläuterte er in seiner Kasernenverabschiedungsrede, der mehr als 150 ehemalige Kollegen interessiert lauschten. Dabei hatten er und seinesgleichen schon während ihrer aktiven Dienstzeit oft gedacht, schlechter könne es nun nicht mehr werden. „Wir wurden eines besseren belehrt und heute stehen wir betroffen vor einer zu Tode gesparten und beinahe zugrunde gerichteten militärischen Landesverteidigung“, so Rittenschober.
Musikalisch begleitet wurde die anschließende und wohl endgültig wirklich letzte Fahneneinholung in der Hiller-Kaserne von den Klängen einer Abordnung des k. u. k. Landwehrinfanterieregiments Nr. 2 und einem Lobgedicht auf alle in Ebelsberg gewesenen Unteroffiziere, vorgetragen von Gerhard Zahlbruckner, Vizeleutnant im Ruhestand: „Die Zeit verging, wir waren jung, die Spur verweht – Erinnerung! Wer heute fragt, wer waren die, die – von einer Ebelsberger Kompanie…“
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