Verhindern „Wertedialoge“ wirklich Sex-Attacken?

Verhindern „Wertedialoge“ wirklich Sex-Attacken?

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Das Land Oberösterreich startete vor kurzem „Wertedialoge“ in den Gemeinden. Vom Frauenreferat werden dafür mobile und mehrsprachige Berater zur Verfügung gestellt, die Flüchtlinge über die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft aufklären sollen.

Der Andrang ist groß – bisher haben sich bereits 40 Gemeinden angemeldet. Als ehemaliger Leiter des Frauenressorts hat LH-Stv. Dr. Thomas Stelzer (ÖVP) an einem dieser Wertedialoge in Mehrnbach (Bez. Ried/Innkreis) teilgenommen. Der „Wochenblick“ hat mit Stelzer gesprochen!

Stelzer präsentierte die Wertedialoge als „Zweite Seite der Medaille.“ Auf der einen Seite stünde die Hilfe für Flüchtlinge: Unterbringung, Grundversorgung und später auch Mindestsicherung. Auf der anderen Seite müsse man aber gewisse Dinge auch einfordern: Nämlich die Art und Weise, wie wir zusammenleben und was unsere Grundwerte sind – die unverrückbaren Grundrechte.

Fotos: Wochenblick
Fotos: Wochenblick

Stelzer nahm selbst an einem Wertedialog teil

Wer aus einer anderen Kultur kommt und einen anderen historischen „background“ hat, dem wären gewisse Dinge nicht immer geläufig, darunter auch die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft. Stelzer hat an einem Wertedialog teilgenommen und positiv davon berichtet. Einige Flüchtlinge hätten ihm sogar gesagt, sie fänden es wirklich gut, dass ihnen solche Kurse angeboten werden. Ihnen werde jetzt einiges klar… Sexuelle Übergriffe  haben sich in Österreich in letzter Zeit gehäuft. Die Sensibilität ist mittlerweile sehr groß.

Familien in Angst

Erschütternd: Vor allem Frauen und Kinder haben in Oberösterreich inzwischen Angst, in Freibäder zu gehen. Wir haben den LH-Stellvertreter zunächst gefragt, ob er wirklich glaubt, dass „Werteschulungen“ geeignet seien, Sex-Attacken zu verhindern: „Sie tragen auf jeden Fall dazu bei. Ich bin ein großer Anhänger davon, präventiv zu agieren und ein Bewusstsein zu schaffen und für das Miteinander zu arbeiten. Aber das entbindet einen nicht davon, bei Verstößen trotzdem konsequent vorzugehen und zu sagen: Das ist ein absolutes No-Go! Das muss geahndet werden.“

Kosten vorerst unklar

Zu den Kosten für die „Wertedialoge“ hält er sich bedeckt. Etwa 170 solcher Dialoge seien jedenfalls konzipiert gewesen, es solle am Geld nicht scheitern. Der neuen Frauen-Landesrätin  Birgit Gerstorfer (SPÖ) werde er jegliche Unterstützung zukommen lassen. Auf Nachfrage zu weiteren Maßnahmen bezieht Stelzer Stellung: „Ich bin ein großer Anhänger des Systems: Fördern, aber auch fordern.

Bayrische “Leitkultur” als Vorbild

Die Bayern nennen das Leitkultur, darunter kann man sich gut etwas vorstellen. Wie immer wir das auch nennen: Es gibt hier eine Form, wie wir zusammenleben, was uns ausmacht und was unsere Besonderheiten sind. Und die fordern wir auch ein und opfern sie nicht im Sinne einer falsch verstandenen, besonders offenen Multikulti-Gesellschaft.“ Stelzer sieht die Wertedialoge also als eine „fordernde Maßnahme“. Die Teilnahme an den Wertedialogen ist für Männer nicht verpflichtend – Konsequenzen ausserhalb des  Strafrechts gebe es auch keine.

Strenge Regeln in Syrien

Die gebürtige Syrerin und „Wochenblick“-Redakteurin Laila Mirzo erläutert die Situation in ihrer Heimat: In Syrien gibt es getrennte Badeanstalten, jeweils nur für Männer beziehungsweise für Familien, in die Männer ohne Begleitung gar nicht rein dürfen. Werden solche Badeanstalten bald auch in Österreich notwendig sein? Stelzer glaubt das nicht: „Wir haben eine Form des Zusammenlebens, und die wollen wir nicht ändern, nur weil manche, die zu uns kommen, das einfordern. Wenn man sich unser Land aussucht, dann sucht man sich auch die Art und Weise aus, wie hier gelebt wird.“

Migranten wissen sehr wohl was erlaubt ist und was nicht

Warnschilder gegen Sex-Attacken gibt es in Syrien nicht. Bezogen auf die kürzlich im Hummelhofbad montierten Schilder mit dem Hinweis, dass „die Persönlichkeitsrechte einer Frau und eines Kindes respektiert werden müssen“,  merkt Mirzo an: „Die Migranten wissen aus ihren Heimatländern, dass sie das nicht tun dürfen. Liegt es einfach daran, dass diese hier weniger Respekt vor der einheimischen Bevölkerung haben?“ Stelzer: „Das kann ich schwer bewerten. Aber ich muss sagen, die Toleranzgrenze gegenüber Übergriffen ist bei allen gleich null, egal welche Abstammung der oder diejenige hat.“ Abschließend konfrontiert  Mirzo Stelzer mit seinem Sager „Ich will das Miteinander fördern und nicht die Pfefferspray-Industrie!“, und stellt die heikle Frage, wie sich eine Frau denn verhalten solle, wenn sie plötzlich angegriffen oder belästigt wird.

Foto: Wochenblick
Foto: Wochenblick

Geht es ohne Pfefferspray?

Stelzer rudert zurück: „Das war eine sehr überspitzte Formulierung. In Reaktion auf die Kölner Vorkommnisse wurden Schutzmittel für Frauen diskutiert und der Pfefferspray ist ein Sinnbild dafür. Wenn sich eine Frau schützen will, soll sie natürlich solche Maßnahmen ergreifen. Lieber ist es uns aber natürlich, wenn es gar nicht erst zu Übergriffen kommt. Wir wollen vor allem in der Prävention wirken.“

Unseren Pfefferspray nahm der Landeshauptmann-Stellvertreter. übrigens dankend an (Bild) und fügte außerdem lächelnd hinzu: „Ich werde dafür sicher eine Abnehmerin finden.“

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