„Sie muss topmodel-magerschlank sein, aber sie muss auch Kinder wollen. Diese muss sie aber im richtigen Moment wollen – nicht mit zwanzig, aber auch nicht mit vierzig. Zwanzig ist zu früh, vierzig zu spät. Sie muss die richtige Zahl der richtigen Kinder mit dem perfekten Mann zum richtigen Zeitpunkt kriegen. Die richtige Zahl ist nicht eins, aber auch nicht fünf. Die muss irgendwo dazwischen liegen.
Dann muss sie arbeiten. Sie muss Karriere machen und zwar selbstbewusst, aber nicht als Emanze. Aber emanzipiert muss sie sein. Selbstbewusst, emanzipiert, feministisch, organisiert und überhaupt gut drauf. Und während sie Karriere macht, muss sie gleichzeitig zuhause bleiben, denn sie darf keine Rabenmutter sein. Sie muss topmodel-schlank sein, man darf ihr die Kinder, die sie gekriegt hat, nicht ansehen! Zuhause muss sie außerdem Liebhaberin, beste Freundin, Mutter, alles auf einmal sein. Und den Stress, den sie hat, darf man niemals spüren!“ – so humorvoll und doch treffend, erklärte Florian Schröder in einer Show auf NDR das heute weitverbreitete Frauenbild. Und so manche Frau wird mit einem Schmunzeln – oder vielleicht doch eher mit leicht sorgenvoller Miene zustimmen.
Zu viele Erwartungen
Eine jede von uns kennt die Art von „Anforderungen“, die unsere Zeit an das weibliche Geschlecht stellt… Das mag nicht immer bewusst geschehen und dennoch schleppen wir Frauen einen Rucksack voller Erwartungen, der auf unseren Schultern lastet.
Junge Mädchen mit zwölf Jahren stellen sich heute am Schulhof bereits besorgt die Frage ,,Bin ich zu dick?“ und verlieren sich zuhause bei der Internetsuche nach neuen Diätformen, anstatt ein gesundes Körperbewusstsein zu entwickeln.
Kaum, dass man die Volljährigkeit erreicht hat, wird man schief angeschaut wenn man auf die Frage: „Und wie sehen deine Zukunftspläne aus?“ keine Antwort hat. Die guten Ratschläge der Verwandten, dass man doch wissen müsse, was man mit seinem Leben anfangen möchte und wohin sowohl beruflich, als auch familiär die Reise gehen soll, besorgen einem mehr Kummer, als sie Ansporn sind.
Natürlich gibt es daneben jene, die einem ins Ohr flüstern, sein Leben in jungen Jahren ja zu genießen und sich nicht zu früh Verantwortung aufzuhalsen. Seltsamerweise sind es zugleich auch diejenigen, die mit erhobenen Zeigerfinger lauern, um einen zu tadeln, wenn man dann doch zu lange so sorgenfrei lebt.
Mit Mitte zwanzig kommen dann die besorgten Blicke der Eltern, wenn man zum wiederholten Male eine Beziehung in den Sand gesetzt hat. „In deinem Alter war ich damals schon verheiratet!“ – der Satz, der wider jeder Vernunft, in einem leichte Panikreaktionen aufkommen lässt. Aber neben aller, mehr oder weniger desaströsen Versuche, den geeigneten Partner endlich an sich zu binden, gilt es natürlich weiterhin nebenbei an der Karriere zu feilen. Und bloß nicht vergessen: Sport und gesunde Ernährung in den bereits gefüllten Terminkalender zu integrieren, denn was einem die Medien am idealen Körperbild vorleben, muss ja wohl machbar sein. Die Topmodels in den Magazinen schaffen es ja schließlich auch.
Die Uhr tickt…
Mit Anfang dreißig dann wird es aber endgültig Zeit für die Familienplanung. Wenn nicht jetzt, wann dann? Aber bloß nicht vergessen, dass auch die Karriere daneben noch immer laufen muss! Und Sport und Ernährung – wer sich jetzt nicht körperlich jung hält, hat verloren.
Mit guten fünfunddreißig Jahren sollte man dann nach Möglichkeit mit Mann, Haus und zwei bis vier Kinder im Schlepptau schon wieder voll im Berufsleben stehen. Natürlich noch körperlich auf dem besten Stand – gertenschlank und trainiert. Vier Stunden Sport die Woche müssen sich neben Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung doch locker ausgehen. Und daneben den lieben Gatten natürlich nicht vergessen – auch die Flammen der Liebe müssen am Lodern gehalten werden; und so weiter und so fort…
Sind wir glücklich?
Ich frage mich, wie die Frauen das früher alles geschafft haben? Früher, in den dunklen Zeiten vor der Emanzipation… Es drängt sich mir die ketzerische Frage auf, ob die Frauen mit ihrem damaligen Leben „zufrieden“ oder gar „glücklich“ waren. Glaubt man den heutigen Betrachtungen, wurden die Frauen früher unterdrückt und eingeschränkt, wohingegen die Frauen frei sind und tun und lassen können, was sie wollen. Dennoch: Sind wir heute glücklicher? Ist die kinderlose Karrieren-Quotenfrau am Ende ihres Lebens wirklich zufriedener als eine Mutter von vier Kindern, die sich den Großteil ihres Lebens um die Familie gekümmert hat? Was bleibt von der Karrierefrau – und was von der Mutter? Eben! Vielleicht war damals doch nicht alles so falsch und vielleicht sind traditionelle Wertvorstellungen doch nicht so überholt, wie uns das die Frauenrechtlerinnen weismachen wollen? In jedem Fall werden wir Frauen in unserer Zeit auch unseren Weg finden müssen
Ein Kommentar von Nicole Di Bernardo
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