Heutzutage ist es üblich, sich in politischer Korrektheit zu üben, also die Wahrheit zu verstümmeln und sie ins Gegenteil zu verdrehen: Aus Kriminellen werden dann „psychisch Destabilisierte“ und aus Terroristen „traumatisierte Problem-Schutzsuchende“.
Ein Kommentar von Mag. Elisabeth Mirschitzka
Politiker geben sich besonders gerne politisch korrekt, vor allem wenn sie uns unangenehme Maßnahmen als etwas Positives verkaufen wollen. Viele Leute finden Gefallen an dem Wort „Sparpaket“.
Wortmanipulationen ein beliebtes Spielfeld
Sie assoziieren es mit „Geschenk“, und manche bekommen fast feuchte Augen, weil sie da an Weihnachten denken. (Etwas später bekommen sie wirklich feuchte Augen, aber aus einem anderen Grund.) Oder: Wie begeistert waren wir Europäer, als die EU den großen „Rettungsschirm“ über uns aufspannte! Als wir dann bemerkten, was da dahintersteckt, ließ die Begeisterung nach.
Wortmanipulationen sind auch ein beliebtes Spielfeld der Feministinnen, die sich verbal emanzipieren wollen und für jedes Wort ein weibliches Gegenstück verlangen. Da gab es anfangs etliche Probleme: Soll man die Paparazzi jetzt Mamarazzi nennen? Ist Frau Meier ein Sündenbock oder eine Sündengeiß? Dann kam der Versuch mit dem sogenannten „Binnen-i“, eine glorreiche Idee! Über die paar Missverständnisse muss man großzügig hinwegsehen: „Der Standard – die Zeitung für moderne Leserinnen“ – ein Modejournal? Oder wenn in der Zeitung steht: „ 51 Prozent aller Österreicherinnen sind Frauen“ (?!)
Gendern: Geisteskrank!
Dann wurde das „i“ durch das geschlechtsneutrale Partizip Präsens ersetzt: Die Autofahrenden, die zu Fuß Hatschenden, die hinter dem Rollator Dahinschleichenden, die Nordic Walkenden, die Wellnessenden und die Bettnässenden.
Manche Wörter ersetzt man einfach durch ein Neutrum: „das Mensch“ statt Mann und Frau und „das Elter“ statt Vater und Mutter.
Auch das Wort Herr gehört nicht zum politisch korrekten Wortschatz. Über den WC-Türen steht neuerdings „Damen“ und „Nichtdamen“. Dasselbe gilt auch für das Adjektiv „herrlich“. Es ist daher zwar politisch unkorrekt, zu sagen „Die Ansichten der politisch Korrekten sind herrlich“. Politisch korrekt ist es hingegen, zu sagen „Die Ansichten der politisch Korrekten sind dämlich“! Das nennt man „sich selbst ein Bein stellen“…
Volk und Heimat
Wörter wie „Volk“ oder „Heimat“ sind aus dem Wortschatz der globalen Gesellschaft verbannt oder bedeuten etwas völlig anderes: Heimat ist „überall, wo es dir gut geht“. Das Volk mutiert zur beliebig veränderbaren Bevölkerung.
Jedes Jahr rätselt man neuerlich über das katastrophale Abschneiden unserer Schüler im internationalen Vergleich. Aber Political Correctness kann hier Abhilfe schaffen: Schulbuchsätze wie der folgende können Kinderaugen wahrlich zum Leuchten bringen! „Der/die/die Flüchtling/e/in/innen muss/müssen dem/der/den Kontrollor/in/en/innen sein/ihr/ihre Dokumente nicht zeigen.“ So werden unsere PISA-Noten ungeahnte Höhen erreichen!
Gelebte PC im Alltag
Auch mit den Begriffen „positiv“ und „negativ“ lässt sich gut jonglieren. Ein kleines Beispiel: Auf dem Weg zur Bank traf ich einen Bekannten, der mir erklärte, er käme vom Arzt. Er habe TBC, aber Gott sei Dank sei der AIDS-Test positiv. Der gute Mann wusste nicht, dass positiv nicht immer positiv ist.
So dachte ich mir, dass für negativ dasselbe gilt. Und als mir der Bankbeamte freudestrahlend verkündete, man sei jetzt auf Negativzinsen umgestiegen , konnte ich einen kleinen Freudeschrei kaum unterdrücken. Doch das Glück währte nicht lang. Der Typ hat mich veräppelt – warum sagt er mir nicht gleich, dass ich für mein Erspartes sogar noch Zinsen zahlen darf! Naja, das ist eben gelebte politische Korrektheit…