Mutig: Das sagt ein Linzer Ungar zur Asyl-Abstimmung

Mutig: Das sagt ein Linzer Ungar zur Asyl-Abstimmung

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Am kommenden Sonntag lässt Regierungschef Viktor Orbán eine Volksabstimmung zur Asyl- und Einwanderungspolitik in Ungarn durchführen. 

In der Ausgabe 26 vom 22. September 2016 hat sich der “Wochenblick” ausführlich mit den weitreichenden Folgen dieses Referendums für Europa auseinandergesetzt und dazu auch den ungarischen Botschafter in Wien, Dr. János Perényi, befragt.

Nun haben wir auch einen in Linz lebenden Ungarn zu Wort kommen lassen: Der 34-jährige Andras D. lebt seit vielen Jahren in Österreich und fährt mehrmals jährlich nach Ungarn. Dazu hält er intensiv Kontakt mit seinen dort lebenden Verwandten.

Wir haben Andras schriftlich interviewt und ihm Fragen zur derzeitigen Lage und zur kommenden Asylabstimmung gestellt:

“Wochenblick”: Wie ist die derzeitige Situation der Asylpolitik in Ungarn?

Das sagt ein Linzer Ungare zur Asylbstimmung!
Andras D. aus Linz

Andras: Um Einwanderung ist es in Ungarn sehr ruhig geworden, sie ist nicht mehr spürbar. Dies ist vor allem der Grenzschließung zu verdanken, aber auch der bewusst verlangsamten Bürokratie und natürlich auch der politischen Meinungsmache der Medien im In- und Ausland, wo Ungarn als sehr unattraktives Einwanderungsland präsentiert wurde. Der Alltag in Ungarn verläuft in der Regel ohne Missbrauch und Gewalt. Es gibt keine Migranten, die in Gruppen auf den Straßen unterwegs sind.

Das ist natürlich gut, denn jeder freut sich, wenn in der Schule neben deinem Kind kein “Hussein Abdul” sitzt. Es ist aber auch traurig, dass keiner darüber spricht oder handelt, wie wir in deren Heimatland Hilfe leisten könnten, um die Voraussetzungen für ein glückliches und zufriedenes Leben vor Ort zu schaffen. Das wäre die einzig sinnvolle Lösung, aber weder nationale noch EU-Politiker sind in der Lage, das zu realisieren. Kein Wunder: Es ist viel leichter, sich für oder gegen was auszusprechen, als tatsächlich eine Lösung zu suchen.

Haben Sie Verständnis für Flüchtlinge?

Als Vater von zwei Kindern kann ich sehr gut mit den Familien mitfühlen, die wirklich vor dem Krieg flüchten und sich hier eine Zukunft aufbauen möchten. Aber ich bin nicht naiv und weiß, dass nicht alle Flüchtlinge mit dieser Absicht nach Europa kommen. Die echte politische Aufgabe sollte sein, dem Volk Schutz vor jenen Einwanderern zu geben, die ohne wirklichen Fluchtgrund kommen und gefährlich bzw. vielleicht sogar radikal sind. Ich würde all jene herzlichst empfangen, welche unsere Kultur, Geschichte und Werte annehmen möchten.

Wie stehen Sie zur Abstimmung am 2. Oktober?

Ich für meinen Teil würde es mehr schätzen, wenn Politiker und Zivilisten und natürlich auch die politischen Führungskräfte aller EU-Länder Bedingungen schaffen, die es den Menschen ermöglichen, zu Hause zu bleiben. So müssen sie nicht ihre Kultur und ihre Wurzeln verlassen und eine sichere Zukunft aufgeben. Das wäre wirklich humanitär und demokratisch. Dann bräuchte man ein derartiges Referendum gar nicht. So wie die Situation jetzt ist, werde ich persönlich wahrscheinlich nicht abstimmen, verstehe aber jeden, der es tut.

 

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