Birk Meinhardt verließ im Jahr 2017 die Süddeutsche Zeitung. Dort arbeitete er als einer der wichtigsten Reporter, füllte die bedeutsame Seite 3 und hatte die Freiheit, seine Themen zu wählen und inhaltlich aufzubereiten wie er wollte. Eigentlich. Bis die Chefredaktion ideologisch schlagseitigen Haltungsjournalismus durchsetzte. Sein Buch “Wie ich meine Zeitung verlor” ist eine Abrechnung mit einem bestellten Systemjournalismus, der in Richtung DDR abdriftet.
Birk Meinhardt, geboren 1959 in Berlin-Pankow, studierte Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig und war Sportjournalist bei der “Wochenpost”, der “Jungen Welt”, dem “Tagesspiegel” bei der “Süddeutschen Zeitung”. Für Letztere arbeitete er danach als gefeierter Reporter. Heute lebt er als Schriftsteller am Rande Berlins. Er erhielt den angesehenen Kisch-Preis 1999 und 2001 sowie den Stahl-Literaturpreis 2013 für herausragende journalistische Leistungen. Im selben Jahr war er für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Mittlerweile hat er mehrere Bücher herausgegeben.
Meinhardt erzählt die Geschichte, wie er als in der DDR sozialisierter Journalist in die Redaktion einer angesehenen Zeitung eintrat. Er reflektiert als einer der Wenigen, weshalb vielen Zeitungen und Redakteuren in den letzten Jahren ein so starker Wind entgegenweht, weshalb man mit Vorwürfen wie “Lügenpresse” zugedeckt wird. Wendepunkt seiner Karriere sei eine Geschichte über zwei Rechtsradikale gewesen, die zu unrecht verurteilt und später vollständig freigesprochen wurden. Journalistisch präzise recherchiert, entschied sich die Chefredaktion dennoch dagegen, den Bericht zu veröffentlichen. Denn: Er könnte ja “von Rechten missbraucht werden”. Der Text ist im Buch vollständig enthalten, jeder Leser kann sich jetzt ein Bild machen, ob die Entscheidung der Chefredaktion nachvollziehbar und gerechtfertigt war.
Inzwischen verortet Meinhardt in der Berichterstattung über die negativen Folgen der Migration “Demagogie” und “Verdrehung”. Er wurde zum Kritiker des Systems, in dem er sich lange Zeit selbst aufhielt. Und er schildert die Gemeinsamkeiten der Propaganda und des Systems in den Staatsmedien der ehemaligen DDR und dem heutigen Deutschland. Schon damals habe man seine Texte nicht publiziert, “um dem Klassenfeind keine Argumente zu liefern”. Vor vielem, was seine Berufskollegen fabrizieren, “graust ihm”.