Am Mittwochmorgen fand an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen eine Razzia gegen fünf tadschikische Staatsangehörige statt. Ihnen wird vorgeworfen, Terroranschläge auch in Deutschland geplant zu haben.
Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge geschah der zentrale Zugriff im zuletzt vor allem als Corona-Hotspot bekannten Kreis Heinsberg, dem Mann steht unter Verdacht, ein Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu sein. Dasselbe gilt für Komplizen, die bei ähnlichen Nachschauen in Neuss, Essen und Siegen auf Anordnung vonseiten des Bundesgeneralanwalts festgenommen wurden. Noch im Laufe des Tages steht ihnen die Vorführung vor den Haftrichter ins Haus – und zwar in Karlsruhe (Baden-Württemberg).
Beschuldigte galten großteils als “Gefährder”
Nach Auskunft des regionalen CDU-Innenministers Herbert Reul hatten die Behörden die Zelle bereits seit längerer Zeit im Blick. Sowohl die Düsseldorfer Polizei als auch der Verfassungsschutz observierten die Tadschiken intensiv. Drei der mutmaßlichen Islamisten gelten demnach als “Gefährder”, das heißt man traut ihnen jederzeit die Begehung von erheblichen Straftaten zu.
Zwar gehen die Ermittlungsbehörden davon aus, dass die Gruppe unmittelbar zwar keine Anschläge plante. Allerdings hätte sie bereits US-Militäreinrichtungen in Deutschland ausgekundschaftet, um zu gegebener Zeit zuschlagen zu können. Außerdem sollen sie die Ermordung eines tadschikischen Dissidenten aufgrund islamkritischer Aussagen überlegt haben. Auch diese Person hätten die Verdächtigen bereits konkret ausgekundschaftet.
Im Kontakt mit Islamisten in Nahost
Diese Erkenntnisse hatten die Behörden schon seit einiger Zeit, weil der Rädelsführer der Zelle, Ravsan B. (30) bereits seit März 2019 in Untersuchungshaft sitzt. Dem nicht genug: Die Bundeanwaltschaft geht davon aus, dass die mutmaßlichen Islamisten mit mindestens zwei “hochrangigen IS-Führungsmitgliedern in Syrien und Afghanistan” in regem Kontakt standen.
Demnach hätte es ursprünglich sogar den Plan gegeben, in ihrer Heimat für den IS gegen die Regierung zu kämpfen. Von dieser Idee dürfte die Zelle wieder abgekommen sein. Stattdessen wollten sie, so der Vorwurf der Behörde, Attentate in der Bundesrepublik verüben. Schusswaffen und Munition beschaffte sich die Gruppe angeblich bereits.
Rädelsführer bekam offenbar Geld für Mordauftrag
Der Kopf der Bande besaß zudem eine Bauanleitung für eine Bombe und bestellte offenbar im Internet auch Materialien, um eine solche zu konstruieren. Nach Ansicht der Ermittler gab es zudem einen finanziellen Austausch mit IS-Offiziellen über Mittelsmänner in der Türkei. Rädelsführer Ravsan B. soll einst auch 40.000 Euro für ein Attentat in Albanien bekommen haben, vor Ort dann aber unverrichteter Dinge wieder abgereist sein.