Die Masernfälle in Europa haben sich nach einem Tiefpunkt von 2016 seit 2017 fast verdoppelt: im ersten Halbjahr 2018 waren es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 41.000 Fälle, 37 Menschen starben.
Mehr als die Hälfte der Erkrankungen gab es in der Ukraine. In Österreich wurden lediglich 62, in Deutschland 387 Masernfälle gemeldet. Laut Recherchen eines Reporters von „Balkan Insight“ begann das heutige Masernproblem 2016 in Rumänien in einem Roma-Dorf.
Roma-Kinder holten sich Masern-Virus in Neapel
2016 kamen zwei Roma-Kinder mit Masern aus Neapel zurück nach Rumänien. Ihre Familien pendeln regelmäßig. Der Virus, der generell hoch ansteckend ist, konnte genetisch eindeutig Italien zugeordnet werden.
Seither erkrankten in Rumänien 13.700 Menschen an Masern, 55 Menschen starben an den Folgen. Seit Juni 2018 gibt es in Rumänien wöchentlich 200 neue Masernfälle. In 9 EU-Ländern, darunter Österreich, Belgien und Irland, wurden Masernfälle eindeutig auf einen Virusstamm aus Rumänien zurückgeführt.
Roma nur selten geimpft
In Rumänien gibt es zwar seit 1979 eine routinemäßige Masernimpfung, sie erfolgte aber nie flächendeckend und in vollem Umfang. Es gibt viele Rumänen, die aus Angst vor Nebenwirkungen eine Masernimpfung ablehnen.
Zudem gibt es immer wieder Impfstoff-Engpässe. Das Problem bei den Roma ist vielfältig: Viele haben keine Papiere, fallen also aus dem Gesundheitssystem. Zudem wird das Impfen nicht so genau genommen, viele Kinder gehen nicht zur Schule und sind im Impfalter mit ihren Clans auf Wanderschaft durch Europa.
2012 waren laut UNICEF nur 45 Prozent der Roma-Kinder gegen Masern geimpft. Roma sind die zweitgrößte ethnische Minderheit im Rumänien.
300 Masernfälle im wallonischen Belgien
2017 erkrankten in vorwiegend wallonischen Gemeinden 300 Menschen innerhalb kürzester Zeit an Masern. Ein nicht geimpfter Rumäne hatte den Virus nach einem Heimatbesuch mitgebracht.
Die meisten der Erkrankten stammen laut medizinischen Experten-Analysen aus rumänischen und serbischen Roma-Gemeinden der Umgebung. Sie gingen bei Ausbruch der Krankheit nicht zum Arzt, sondern direkt in die Spitalsambulanz, wo sie weitere Personen ansteckten.
Großbritannien: Masern aus Europa eingeschleppt
Im ersten Halbjahr 2018 meldete Großbritannien 643 Masernfälle. Anfang Sommer warnte die Gesundheitsbehörde junge Briten vor Europa-Reisen. Die Masern werden vom Festland eingeschleppt, man solle sich auf jeden Fall impfen lassen.