Alle Informationen über den Polizisten-Mord in Rom

Zwei US-Teenager angeblich geständig

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Wer italienische Medien verfolgt, kann bestätigen: Ganz Italien befindet sich im Schockzustand. Am Freitag, dem 26. Juli, wurde in Rom in der Nähe des Vatikans ein Polizist mit acht Messerstichen getötet. Der Grund: 100 Dollar oder ein Gramm Kokain. Bei den Mördern soll es sich um zwei US-Teenager aus San Francisco handeln, die angeblich aus reichem Hause stammen. Zunächst war von Nordafrikanern die Rede, nach welchen auch die Fahndung ausgeschrieben war. Das Opfer, ein Vorzeigepolizist der sich nicht nur bei der Polizei sondern auch Hilfsorganisationen engagierte, war gerade erst aus seinen Flitterwochen zurückgekehrt.

Die Tat – Mord wegen 100 Euro

In der Nacht vom 25. auf 26. Juli kontaktierte ein Mann namens Sergio B. die Polizei. Man habe ihm in der Partymeile Trastevere eine Tasche gestohlen, in der sich auch sein Handy befand. Er hätte die Täter kontaktiert. Diese schlugen eine Übergabe vor: 100 Euro und ein Gramm Kokain. In Zivil begaben sich mehrere Polizisten zum Übergabeort in der Via Pietro Cossi im Wohnviertel Prati. Mario C. und ein Kollege konfrontierten die Diebe und gaben sich als Polizeibeamte zu erkennen.

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Daraufhin wäre der 19-jährige Finnegan E. mit extremer Brutalität auf den Unteroffizier losgegangen, hätte ihm acht Messerstiche verpasst. Die 17 Zentimeter lange Klinge traf wieder und wieder die Vitalzone des Polizisten, der ihn festhalten wollte. Ein Stich durchbohrte das Herz. Gleichzeitig lieferte sich der 18-jährige Komplize Gabiel N. einen Faustkampf mit dem zweiten Beamten. Dieser hörte die Schreie seines Kollegen, konnte aber nicht mehr helfen. Obwohl weitere Beamte in der Nähe gewartet haben sollen, gelang den Tätern vorerst die Flucht. Den tödlich verwundeten Polizisten lassen sie blutend zurück.

Dieses kriminelle Muster, der Rückkauf von gestohlenen Gegenständen, sei in der Drogenszene üblich, die in Italien von Nordafrikanern dominiert würde. Augenzeugen gaben zunächst an, dass es sich bei den flüchtigen Tätern um Nordafrikaner handle. Ob es sich bei dem Bestohlenen, der die Tat ursprünglich anzeigte, um einen Drogendealer handelt, dessen Deal mit den späteren Mördern scheiterte, wird aktuell ermittelt. Eine der kursierenden Versionen der Vorgeschichte besagt, dass die amerikanischen Jugendlichen von ihrem Dealer betrogen wurden. Um 100 Euro hätten sie statt Kokain nur Aspirin erhalten. Der Diebstahl der Tasche wäre ihre Antwort auf diesen Betrug gewesen. Danach nahmen die verhängnisvollen Ereignisse ihren Lauf.

Das Opfer – ein hingebungsvoller Muster-Polizist

Die Carabinieri (die Gendarmeriebeamten), sind in Italien hoch angesehene Mitglieder der Gesellschaft, denen die Menschen großes Vertrauen entgegenbringen. Sie erfüllen sowohl militärische als auch polizeiliche Aufgaben. Vizebrigadier* Mario C. war laut italienischen Medien eine Ausnahmeerscheinung im Dienst seiner Einheit. Seine Hilfsbereitschaft erstreckte sich auch auf das Privatleben, wo er seit zehn Jahren als Freiwilliger des Malteserordens den Armen, Kranken und Schwachen half. Sei es bei Armenausspeisungen in Rom oder als Begleitperson auf Wallfahrten. Er genoss überall einen exzellenten Ruf. Für sein Engagement erhielt er bereits die Auszeichnung “Pro Merito Melitense” der Malteser, die sein Wirken in einem Nachruf würdigten.

Erst vor sechs Wochen hatte Mario C.  seine Rosa Maria geheiratet, vor einer Woche kam das glückliche Paar aus den Flitterwochen zurück. Das Mitgefühl mit dem Schicksal der Familie zerreißt den gefühlvollen Italienern das Herz. Mario C. stammte ursprünglich aus Somma Vesuviana, einer Gemeinde am nördlichen Fuß des Vulkans Vesuv in Neapel. Sein Leben, in welchem er sich unermüdlich für das Gute eingesetzt hatte, endete wegen 100 Euro. Die Mitglieder seiner Gemeinde sind fassungslos. Mario C. wird am kommenden Montag in seiner Heimatstadt beigesetzt. Die Trauerfeier findet in der Kirche statt, in welcher er vor weniger als zwei Monaten geheiratet hatte. 13 Tage vor seiner Ermordung feierte er seinen letzten Geburtstag.

*) Der Dienstrang Vizebrigadier ist der erste Unteroffiziersrang auf der italienischen Karriereleiter und entspricht Nato-Code OR-5 (Wachtmeister/Oberwachtmeister.

Die Täter – verwöhnte, reiche Jungen aus Kalifornien

Nur wenige Stunden später sollen die Täter im knapp neben dem Tatort gelegenen Hotel Le Meridien Visconti verhaftet worden sein. Aufzeichnungen von Überwachungskameras sowie ein Hinweis des Portiers ermöglichten den schnellen Fahndungserfolg. Sie sollen reichen Familien aus der Bay Area San Franciscos entstammen. Zumindest einer von ihnen besuchte Italien als Urlauber. Erste Theorien, dass es sich um Studenten handelt, wurden von italienischen Medien inzwischen verworfen.

Keiner der beiden Teenager sieht auf Fotos so aus, als wäre ihm eine brutale Gewalttat dieser Qualität zuzutrauen. Entsprechend gilt in Italien, dass noch viele Fragen und Hintergründe des Verbrechens zu klären sind. Die jungen Männer befinden sich in Haft. Ihren Familien wurde bislang noch keine Kontaktaufnahme gestattet. Die Kleidungsstücke, welche während der Tat verwendet wurden, konnten im Hotelzimmer sichergestellt werden. Ebenso fand man ein langes Messer, das unter der abgehängten Decke des Zimmers versteckt war. Ob es sich um die Tatwaffe handelt ist Gegenstand der Ermittlungen.

Italienische Medien berichten, dass zumindest einer der Täter geständig wäre. Der Rechtsanwalt des mutmaßlichen Haupttäters erklärte, dass sein Mandant vor Gericht von seinem Recht zu schweigen Gebrauch machen wird. Tatsächlich äußerte sich dieser bei der Anhörung vor dem Untersuchungsrichter nicht. Als gesichert gilt, dass Drogenkriminalität der Haupthintergrund für Motiv und Tat ist.

Mittäter Gabriel N. spricht Italienisch. Überwachungsbänder dokumentieren ihre Suche nach Drogen. Der laut Medienberichten geständige Messerstecher, Finnegan E., dürfte zudem unter dem Einfluss des starken Psychopharmazeutikums Xanax gestanden sein. Vor ihrer Verhaftung hätten die Täter Alkohol konsumiert.

Währenddessen trat die linksgerichtete Tageszeitung „La Stampa“ eine Diskussion los, indem sie ein Foto des mutmaßlichen Haupttäters veröffentlichte. Auf diesem sieht man einen der verhafteten Jugendlichen mit hinter dem Rücken gefesselten Armen und verbundenen Augen in Räumlichkeiten der Polizei sitzen. Disziplinarmaßnahmen werden gefordert.

Die Öffentlichkeit – Italien im Schockzustand

Hinsichtlich der Bluttat gibt es riesige Resonanz in der italienischen Öffentlichkeit und auch in der Politik. Blumen und Kränze werden am Tatort und an der Dienststelle niedergelegt, Kerzen angezündet. Polizeikollegen versammelten sich in ihren Dienstautos vor der Polizeiwache des Mordopfers und hupten, um ihren Respekt zu erweisen. Die tragische Geschichte war und ist seit Tagen Hauptthema auf der Titelseite italienischer Medien. Die Menschen können nicht verstehen, wie aufgrund eines derart lächerlichen Motivs die Träume einer jungen Familie zerstört und ein wertvolles Leben genommen werden konnten.

Den Mainstream-Medien war es seit der Bluttat wichtig, zu betonen, dass das italienische Strafrecht keine Zwangsarbeit kennt. Innenminister Salvini hatte in einer ersten Reaktion „lebenslängliche Zwangsarbeit“ für die verantwortlichen „Bastarde“ gefordert. Nach der Verhaftung der mutmaßlichen Täter äußerte sich Salvini erneut: „In der Hoffnung, dass der Mörder unserers armen Carabiniere das Gefängnis nicht mehr verlässt, erinnere ich daran, dass in den Vereinigten Staaten für Mörder die Todesstrafe vorgesehen ist. Ich sage nicht, dass man so weit gehen soll, aber lebenslange Haft ist hier angemessen.“

Offene Fragen – noch ist nicht alles geklärt

Die polizeilichen Ermittlungen versuchen aktuell aufzuklären, weshalb die beiden Polizeibeamten in Zivil ihre Waffen nicht einsetzen konnten. Ebenso wird hinterfragt, weshalb ihre angeblich in Bereitschaft stehende Verstärkung nicht eingriff und ob diese Verstärkung überhaupt vor Ort war.

Dubios ist auch die Vorgeschichte, nach welcher ein bestohlener Drogendealer die Polizei gerufen haben soll, um seine Tasche zurückzuerhalten.

Nachdem der Rechtsanwalt das angebliche Geständnis nicht kommentieren will und das für die Polizei unvorteilhafte Foto aufgetaucht ist, wäre denkbar, dass dieses wieder zurückgezogen wird oder als ungültig erklärt wird.

Ob der Messermörder verstanden hat, dass er einen Carabinieri attackiert, ist noch ungeklärt. Sein angeblich geständiger Komplize spricht italienisch, Finnegan E. aber nicht. Dieser habe sich ursprünglich damit verantwortet, dass er dachte, Drogenkriminelle aus dem Umfeld des Bestohlenen wollen sich an ihnen rächen.

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