Im deutschen Hechingen ist Feuer am Dach: weil der CDU-Bürgermeister, Philipp Hahn, dem lokalen Moscheeverein erlaubte, am Freitag den traditionellen Gebetsaufruf per Lautsprecher abzuhalten, protestierten die Bewohner. Das wiederum prangerte der katholische Pfarrer in seiner Video-Sonntagspredigt an – dafür erntete er wiederum Kritik von Katholiken. Er setzte daraufhin ein sichtbares Zeichen, kletterte auf das Vordach der Moschee und betete dort – gemeinsam mit dem Imam.
Ditib-Fahne vor Moschee
50 Muslime und einige Zaungäste folgten dem Aufruf des Imam (Vorbeter), den dieser rund fünf Minuten auf arabisch sang. Pfarrer Michael Knaus sprach anschließend sein Gebet auf Deutsch. Über die Einhaltung des Corona-Abstandes im engen Vorhof wachten zwei Polizisten, die aber nicht so genau hinschauten.
Vor der Moschee wehte eine deutsche, eine türkische und die Fahne der türkischen Religionsbehörde Ditib. Sie ist die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland und gilt als verlängerter Arm der Türkei. Das Bundesamt für Verfassungsschutz überprüft aktuell eine Einstufung von Ditib als Verdachts- oder Beobachtungsobjekt.
„…es tat mir so weh…“
Der Pfarrer rechtfertigte seine Gebet auf der Moschee: „Es tat mir so weh, zu sehen, dass die Moslems am Gebet gehindert werden sollten. Ich habe zu ihnen gesagt, ich finde das beschämend“. Das habe heftige Reaktionen – auch von Katholiken – hervorgerufen. So könne sich ein Pfarrer nicht verhalten, habe man ihm gesagt.
Doch er sei beharrlich geblieben. „Es geht mir einfach um ein friedliches Miteinander der Konfessionen und Religionen“, sagte er. Deshalb sei er der Einladung des Dialogbeauftragten der Muslimgemeinde gefolgt, ein Friedensgebet zu sprechen.