Die Unabhängigkeit von Katalonien ruht. Sie sollte am Dienstag vom Regionalparlament verabschiedet werden. Weil das gegen die spanische Verfassung verstößt, drohte Spaniens konservativer Regierungschef die Entmachtung der Region an.
Ein Bericht von Kornelia Kirchweger
Kataloniens linke Minderheitsregierung will nun – im Dialog mit Madrid – ihre Pläne – bis hin zur eigenen Nation -umsetzen.
Die links-nationale Bewegung wird von den zahlreichen muslimischen Gemeinden der Region voll unterstützt. Darunter sind auch viele fundamental-muslimische Salafisten, deren Zahl in Katalonien bedenklich zunimmt. Auch George Soros, US-Spekulant und Multimilliardär soll in Katalonien aktiv sein.
Allianz aus Linken und Muslimen für Los-von-Madrid
Katalonien, mit der Hauptstadt Barcelona, hat seit 1978 einen großzügigen Autonomiestatus, der 2005/06 noch erweitert wurde. Die Region hat ihre eigene Sprache und eigene Polizei. Trotzdem fühlen sich die Katalanen von Spanien „unterdrückt“. Die jetzige katalanische Minderheitsregierung ist seit 2015 im Amt.
Sie ging aus der von linken Parteien getragenen „Gemeinsam für Ja-Bewegung“ (Junts pel Si) hervor. Diese war Wegbereiter der Unabhängigkeitsbewegung und organisierte auch das umstrittene Referendum. Unterstützt werden die Separatisten von den vielen muslimischen Verbänden der Region.
Katalonien Hochburg des Islams
Katalonien ist eine Hochburg des Islams. Vor allem die wachsende Zahl der Salafisten – einer ultrakonservativen, rückwärtsorientierten Strömung des Islams – bereitet Madrid große Sorge.
Im August wurden die Städte Barcelona und Cambril zum traurigen Schauplatz dschihadistischer Terroranschläge, bei dem insgesamt 15 Menschen ermordet wurden.
George Soros in Katalonien aktiv
Dort, wo plötzlich Konflikte aufbrechen und bestehende Regierungen in Bedrängnis kommen, taucht häufig der Name George Soros auf. So auch in Katalonien. Die spanische Zeitung „Lavanguardia“ berichtete dazu vor einem Jahr:
Soros habe etwa 2014 – kurz vor der EU-Parlamentswahl – mit knapp 28.000 US-$ eine Veranstaltung für EU-Eliten und wichtige Medienvertreter finanziert. Thema: steigende Ausländerfeindlichkeit und EU-kritische Bewegungen in Europa. Auch der angesehene katalonische Think Tank CIDOB, wo viele Verbände aktiv sind, erhielt fast 25.000 US-$ für einen Event zum Thema „Integration“.
Separatistenbewegungen destabilisieren Nationalstaaten
Was Soros damit genau in Katalonien erreichte, ist nicht bekannt. Als Verfechter einer offenen Gesellschaft, wo alle gleich sind und es keine Nationalstaaten mehr gibt, kämen ihm aber solche Bewegungen durchaus entgegen.
Sollte sich Katalonien von Spanien abspalten, kann das zu einer Kettenreaktion in der ganzen EU führen: von Südtirol bis Schottland, von Venezien bis Flandern gibt es ähnliche Bestrebungen.
Soros wird unbeliebter
Dahinter stehen oft – verständliche – wirtschaftliche Gründe und überbordender Zentralismus. In jedem Fall würde das stabile Nationalstaaten schwächen und Dauerkonflikte anheizen.
In einigen europäischen Ländern ist George Soros jedenfalls schon unerwünscht. In Mazedonien wurde jetzt eine Bewegung zur „Ent-Soros-ierung“ gegründet. Soros wird für die Destabilisierung des Landes verantwortlich gemacht.
Ungarns Viktor Orban startete gar eine Plakatkampagne gegen den umtriebigen Investor. In Österreich ist George Soros hingegen willkommen: er ist ja ein guter Freund von Bundeskanzler Christian Kern.