Weil eine mittellose Familie in der deutschen Stadt Ahlen die Hundesteuer nicht bezahlte, wurde ihr Mops „Edda“ von der Stadtverwaltung gepfändet. Das Tier wurde über den privaten E-Bay-Account eines Stadtmitarbeiters um 750 Euro versteigert. Weil er falsche Angaben zur Gesundheit von Edda machte, will das neue Frauerl des Hundes die Stadt jetzt klagen.
Ein Reportage von Kornelia Kirchweger
Kranker Hund wurde als „gesund“ angepriesen
Die neue Hundebesitzerin ist Polizeibeamtin. Sie habe seit dem Hundekauf im Dezember Schreckliches erlebt, gab sie an. In der Verkaufsanzeige sei gestanden: „Süße Mopsdame mit Stammbaum zu verkaufen. Nicht kastriert“. Das Tier sei geimpft, gechipt und nach Rücksprache mit dem Tierarzt kerngesund. Sie sei zwar schon beim Kaufpreis stutzig geworden – ein Mops koste üblicherweise zwischen 1500 – 2000 Euro. Dennoch entschied sich die Polizeibeamtin für Edda und unterzeichnete den Kaufvertrag.
Tier wurde bisher viermal operiert
Bei ihrem Anruf in der Stadtverwaltung erfuhr sie, dass Edda gepfändet wurde. Sie konnte das gar nicht glauben. Das sei möglich, erklärte man ihr. Laut Zwangsvollstreckungsgesetz könne wertvoller Besitz – wie der Familien-Mops – gepfändet werden. Eine Woche nach dem Kauf von Edda merkte sie, dass das Tier eine massive Augenverletzung hatte, die behandelt werden musste. Mittlerweile sei Edda viermal operiert worden – zu Weihnachten kam es sogar zur Notoperation. Bisherige Kosten: 1800 Euro. Das Geld fordert die Besitzerin jetzt, ebenso wie den Kaufpreis, von der Stadt Ahlen zurück.
Gerichtsvollzieher kam mit Durchsuchungsbeschluss
Für die früheren Besitzer wurde die Mops-Pfändung zum Familiendrama. Vor allem die drei Kinder zwischen fünf und neun Jahren vermissen ihren Liebling. Die Ex-Besitzerin erzählte der Zeitung, sie habe Schulden bei der Stadt und wusste, dass man den Hund pfänden könne. Doch die Vorgehensweise sei nicht in Ordnung gewesen. Im November seien eine Gerichtsvollzieherin und zwei Mitarbeiter mit einem „Durchsuchungsbeschluss“ der Stadt vor der Tür gestanden.
Bedenkliche Vorgangsweise
Geschockt sei sie gleich gewesen, als man das Handbike und der Rollstuhl ihres bei einem Arbeitsunfall querschnittgelähmten Mannes pfänden wollte. Weil dies Eigentum der Berufsgenossenschaft war, ging das nicht. Also bekam Edda den „Pfändungs-Kuckuck“. Der Hund sei dann auf offener Straße unter den Blicken der Nachbarn fotografiert worden.
Welle der Empörung bei Bevölkerung
Bei der späteren Abholung des Hundes kam gerade der Sohn von der Schule nach Hause und war völlig verstört, weil Edda mitgenommen wurde. Die Geschichte sorgte für eine Welle der Empörung in Ahlen. Der Pressesprecher der Stadt lenkte schließlich ein, man werde der Sache jetzt nachgegangen. Eine Tierpfändung mit Verkauf über E-Bay sei nicht üblich, eine Tierpfändung habe zum ersten Mal stattgefunden.