Die Begleiterscheinungen der Unruhen in den USA nehmen groteske Ausmaße an: Es sind nämlich nicht einmal die heiligsten Einrichtungen anderer Minderheiten sicher.
Zwei dieser besonders fragwürdigen Vorfälle erreichen jetzt die Öffentlichkeit, obwohl sie bereits am Wochenende geschahen. In der multi-ethnischen Großstadt Los Angeles (Kalifornien) wurde eine Kirche der libanesischen Diaspora zum Ziel von Vandalismus. Und in Denver (Colorado) betraf es überhaupt ein Denkmal zum türkischen Völkermord an den Armeniern!
Maronitische Kirche mit Parolen geschändet
An der Kathedrale der syrisch-maronitischen Kirche in Los Angeles hinterließen bislang unbekannte Chaoten einschlägige Parolen. Darunter etwa: “Tötet alle Polizisten” und “Amerika soll zahlen für seine Verbrechen gegen schwarze Leben”. Was ausgerechnet die vor allem von Nachfahren libanesischer Einwanderer frequentierte Kirche mit dem Tod eines Afroamerikaners in Minneapolis (Minnesota) zu tun hat, bleibt unklar…
Tur Levnon / Heritage and Liturgy Department
Sad day for our cathedral in USA.
Vandalism against Our Lady of Mt. Lebanon-St. Peter Cathedral, the Official Seat of the Maronite Eparchy Our Lady of Lebanon in Los Angeles, California. pic.twitter.com/QirKfrk26r— Tur Levnon (@turlevnon) June 1, 2020
Völkermord-Denkmal in Denver besudelt
Ähnlich unverfroren gingen die Vandalen in Denver, der Hauptstadt von Colorado an ihr Werk. Hier wurde nämlich überhaupt das Mahnmal zum osmanischen Völkermord an den Armeniern im Jahr 1915 geschändet. Die Tötung und systematische Vertreibung von armenischen Christen führte damals zu bis zu 1,5 Millionen Toten.
Die Türkei als Nachfolge-Staat des Osmanischen Reichs bekennt sich bis heute nicht zu den Gräueltaten, ihre Regierungen leugnen oder verharmlosen den Genozid grob. Obwohl damals nur ein kleiner Teil der Bevölkerung für die Unabhängigkeit kämpfte, bestrafte die osmanische Führung das Volk kollektiv und gab diese als Ethnie zur Vernichtung frei.
Armenier-Sprecher auf Versöhnung aus
Trotz dieser leidvollen Geschichte bemühte sich ein Sprecher des Armenischen National-Kongresses von Amerika (ANCA) um Versöhnlichkeit. In einem Tweet drückte er sein Verständnis für die Aufregungen und die Schmerzen über den Tod des Afroamerikaners George Floyd aus. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass das Monument allen Opfern von Völkermord gewidmet sei.
The Armenian Genocide monument in Denver sadly became collateral in the protests today.
But we understand the outrage, we understand the pain.
Our monument honors all victims of #genocide, & the only people responsible for its desecration are those perpetrating genocide today. pic.twitter.com/o00aq2OyBW
— Alex Galitsky (@algalitsky) May 31, 2020