Die Stadt New York zahlt drei muslimischen Frauen insgesamt 180.000 US-Dollar (umgerechnet rund 145.500 Euro), weil man sie nach Straftaten aufforderte, ihren Hijab für ein Polizeifoto abzulegen.
Ein Bericht von Kornelia Kirchweger
Seit 2015 darf dies in New York nur mehr in einem separaten Raum, im Beisein ausschließlich einer weiblichen Person, erfolgen.
Muslimin weigerte sich
Der erste Fall fand bereits 2012 statt. Ein muslimisches Mädchen wurde nach einer Rauferei mit Klassenkameradinnen an einer Schule in Brooklyn zur örtlichen Polizeistation gebracht. Dort forderte man sie auf, für das Polizeifoto ihren Hijab abzunehmen.
Die Muslimin weigerte sich, das Foto wurde dann in einem anderen Raum von einer Polizistin gemacht. Das Mädchen wurde anschließend in einer Zelle im Strafgericht von Brooklyn verwahrt, bis ihr Fall aufgenommen war. Auch dort war ein Foto erforderlich. Man erklärte ihr, es seien keine Polizistinnen da, außerdem sei die Kamera fix montiert, man könne nicht in ein anderes Zimmer gehen.
Muslima fühlte sich “entblößt und verletzt”
Das Mädchen gab später an, sie fühlte sich „entblößt, verletzt und verzweifelt“, nachdem sie ihren Hijab für rund 20 Minuten in Anwesenheit anderer Männer ablegen musste. Der Hijab ist ein Tuch, das Kopf, Hals und Brust bedeckt.
2015 kam es zu einem weiteren, ähnlichen Fall. Der dritte Fall betraf eine Muslimin, die 2016 wegen einer Streiterei um einen Parkplatz wegen eines Handgemenges von der Polizei aufs Revier gebracht wurde. Ihr Foto für das Strafregister musste ohne Hijab gemacht werden – es war keine Polizistin zur Stelle.
Anwältin lobt Gerichtsurteil: Schutz der Religionsfreiheit
In allen drei Fällen ging die Anwältin, Tahanie Aboushi, mit ihrer Kanzlei vor Gericht. In allen drei Fällen sprach das Gericht den Frauen jeweils 60.000 US-Dollar Entschädigung zu. Die New Yorker Polizei erhielt 2017 zudem zusätzliche Richtlinien in Bezug auf die Vorgehensweise bei einer religiösen Kopfbedeckung.
Aboushi, Tochter palästinensischer Einwanderer, sprach von einem „ersten großen Schritt“. „Wir haben unser Bestes getan, einen guten Präzedenzfall zu schaffen. Jetzt haben die Beamten Richtlinien, wie sie vorzugehen haben, gleichzeitig wird dadurch die freie Ausübung der Religion gewährleistet“, sagte sie. Ein Sprecher des Gerichts meinte, diese drei Fälle seien im besten Interesse aller Beteiligten geregelt worden.