Schon im kommenden Jahr könnte uns erneut ein Flüchtlings- und Migrationsansturm – diesmal aus Afrika – ins Haus stehen.
Grund dafür: wegen Geldmangel muss das Welternährungsprogramm (WFP) der UNO jetzt Essensrationen für Flüchtlinge in Kenia um fast ein Drittel kürzen.
Ein Beitrag von Kornelia Kirchweger
Die rund 420.000 Menschen in den Flüchtlingslagern Dadaab und Kakuma würden ab diesem Monat 30 Prozent weniger Essen bekommen.
Vor drei Jahren passierte dasselbe in den Flüchtlingslagern rund um Syrien. Danach dauerte es kein Jahr mehr, bis zur Flüchtlingskrise 2015.
In Kenia liegen zwei der größten Flüchtlingslager der Welt. Dadaab, im Osten, beherbergt vor allem Somalis; zeitweise dürfte ihre Zahl gegen eine Million gegangen sein, derzeit sollen es rund 250.000 sein. In Kakuma, das im Norden liegt, haben rund 170.000 Südsudanesen Zuflucht vor dem Bürgerkrieg gefunden, der seit fast 4 Jahren in ihrer Heimat wütet.
Vorhersehbare Krise wird erneut ignoriert
In Kürze wird in Kenia fast eine halbe Million Menschen empfindlich weniger zu essen haben als jetzt. Dass sich dort bald eine verheerende Versorgungskrise anbahnt, sollte den verantwortlichen Politikern eigentlich bewusst sein.
In Österreich wurde das Thema – nicht zuletzt wegen des Wahlkampfes – totgeschwiegen. Der Wahlsieger Sebastian Kurz stellte zwar wiederholt fest, man müsse die „illegale Migration“ bekämpfen. Eine Flüchtlingswelle aus humanitären Gründen zählt allerdings nicht dazu. Das weiß auch Kurz.
Europa zahlt doppelt
Und obwohl Europa, insbesondere Deutschland, einen der größten Brocken ins UNO-Budget und damit in das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) einzahlt, musste es zusätzlich noch die Hauptlast der Flüchtlingswelle von 2015 mit allen Konsequenzen für die Zukunft schultern.
Jetzt fehlen dem WFP erneut rund 24 Mio. Euro, um die Kosten für die nächsten sechs Monate zu decken. Sollte die Krise in Kenia eine neue Flüchtlingswelle auslösen, wird Europa erneut zum Handkuss kommen.
Das WFP bekommt jährlich 6 Mrd. US-$ für Ernährungsprogramme aus dem Gesamtbudget der UNO. Etwas mehr als jeweils 1 Mrd. US-$ kommt von der EU- Kommission und von Deutschland.
Rund 2 Mrd. US-$ zahlen die USA. Laut UNO-Bericht vom September 2017 haben von den 193 UNO-Mitgliedern bisher nur 134 Länder ihre Beiträge gezahlt. Dem für 2016/2017 mit 5,5 Mrd. US-Dollar veranschlagten UNO-Budget fehlt damit 1 Mrd.! Deshalb bekommen Flüchtlinge jetzt auch weniger zu essen.