Ein Gericht in Athen hat den früheren Chef des griechischen Statistikamtes (Elstat), Andreas Georgiou, zu zwei Jahren auf Bewährung verdonnert. Wegen „Pflichtverletzung“.
Ein Bericht von Kornelia Kirchweger
Dabei hat Georgiou nur eines getan: den damaligen, korrekten Schuldenstand nach Brüssel gemeldet. Athen wollte aber eine Abstimmung über die Zahlen, was Georgiou ablehnte.
Zahlen nur „mit Vorbehalt“ übernommen
Aufgrund seiner Rechnung lag das Haushaltsdefizit statt bei 13 Prozent dann bei über 15 Prozent des BIP. Mit weitreichenden Folgen: Von da an schien dieser Wert in den europäischen Statistiken auf. Das wurde ihm als Landesverrat ausgelegt.
Deshalb sei die griechische Finanzkrise so arg ausgefallen und deshalb habe die Troika dann so drastische Reformen verlangt. Bevor Georgiou Anfang August 2010 Chefstatistiker wurde, hat über solche Zahlen der Verwaltungsrat abgestimmt. Die von dort nach Brüssel gelieferten Zahlen wurden nur „mit Vorbehalt“ übernommen.
„Offenbarungseid“ geleistet
De facto hat aber Griechenlands damaliger Ministerpräsident, Giorgos Papandreou, schon Monate vorher den „Offenbarungseid“ über die wahren Schulden des Landes geleistet: Im Frühjahr 2010 sagte er im Fernsehen, dass Griechenlands Haushaltsdefizit 2009 weit über den anfangs geplanten 3,7% des BIP liege – nämlich bei 13%. Die Folge war ein Auffliegen der gefälschten Haushaltsdaten von früher.
Georgiou wurde deshalb ins Amt geholt. Er galt als unparteiischer Experte und war bis dahin Statistiker beim Internationalen Währungsfonds. Dem Verwaltungsrat, der im Grunde kein Fachwissen hat, war Georgiou von Anfang an ein Dorn im Auge. Von dort kamen auch die Anwürfe gegen den Statistiker, gegen den seit 2011 immer wieder neue Verfahren angestrengt werden.