„Wochenblick“ zu Besuch in Marburg, Zagreb, Belgrad sowie Novi Sad

Eine neue Balkanroute der etwas anderen Art

„Wochenblick“ zu Besuch in Marburg, Zagreb, Belgrad sowie Novi Sad

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Obwohl es nur einen Katzensprung von Österreich entfernt ist, erfreut sich das ehemalige Jugoslawien unter unseren Urlaubern nicht immer großer Beliebtheit. Dabei gibt es  auch abseits kroatischer Badestrände viel zu entdecken: Der stellvertretende „Wochenblick“-Chefredakteur Johannes Schüller begab sich für ein paar Tage auf eine kleine Tour durch Slowenien, Kroatien und Serbien.

Ein Reisebericht vom Stellvertretenden Chefredakteur Johannes Schüller

Malerisches Marburg

Im sanften, doch spürbaren Aprilwind tänzeln die Schatten der Weiden auf der Drau in der untersteirischen Metropole Marburg (Slowenisch: Maribor). Direkt am linken Ufer des Drau-Flusses, in Laufweite zur Innenstadt, rankt sich indes eine mächtige Weinrebe auf der in hellem Zitronengelb gehaltenen Fassade eines unscheinbaren Hauses. Selbst die Belagerung durch die grausame muslimische Türken-Armee soll die damals gerade gepflanzte und mittlerweile mehr als 400 Jahre alte Rebe überstanden haben! Das Gewächs gilt heute als ältester, noch austreibender und edle Früchte tragender Weinstock weltweit. Im Zentrum des kleinstädtisch geprägten Zentrums von Marburg an der Drau befindet sich die Stadtburg. Entgegen ihres Namens wirkt das unter dem deutschen Habsburger-Kaiser Friedrich III. errichtete Gebäude auf den Betrachter tendenziell eher unscheinbar – es soll einen Rittersaal mit prachtvollem Deckengemälde sowie ein Treppenhaus im barocken Stil beherbergen. Leider war die Stadtburg am Tag des Besuchs für den „Wochenblick“-Reporter geschlossen – achten Sie deshalb unbedingt auf die Öffnungszeiten! Empfehlenswert ist auch ein Besuch des nahen und großflächigen Stadtparks. Hier lässt es sich gemütlich rund um den großen See flanieren.

Brutaler Handstreich

Doch nicht weit erinnert ein Denkmal an eine weniger idyllische Zeit: Angriffslustig zückt eine Figur des ehemaligen k.u.k.-Offiziers und späteren Jugoslawen-Offiziers Rudolf Maister dort den Degen. Historiker geben dem slowenischen Nationalisten eine wesentliche Schuld am „Marburger Blutsonntag“, bei dem rund 13 deutschsprachige Marburger Zivilisten im Jahr 1919 von der jugoslawischen Armee unter Maisters Befehlsgewalt getötet wurden.  In einem brutalen Handstreich riss er die Herrschaft im damals zu 80 Prozent deutschsprachigen Marburg an sich, die Stadt wurde gemeinsam mit der zugehörigen Untersteiermark ein Teil des damaligen Königreichs Jugoslawien.

Schmuckes Zagreb

Eine nicht weniger wechselhafte Geschichte weist die kroatische Hauptstadt Zagreb (Deutsch: Agram) auf. Von Marburg aus sind es mit dem Auto gerade einmal zwei Stunden! Hier hat die k.u.k.-Zeit, Zagreb war lange ein Teil des Königreichs Ungarn,  noch eindrucksvoller ihre Spur hinterlassen. Entlang des von den Einheimischen gern zum Spazieren genutzten   „Grünen Hufeisens“ finden sich zahlreiche eindrucksvolle Gebäude. Besonders sehenswert ist die Oberstadt (Gornji Grad), wo unter anderem die St.-Markus-Kirche mit ihrem eindrucksvoll verzierten Dach, das Steinerne Tor, sowie zahlreiche schmucke Adelshäuser warten. Ein Abstecher in einer der hiesigen Restaurants empfiehlt sich: Die kroatische Küche bietet sowohl allerlei Meeresprodukte sowie äußerst fleischreiche, typische  Balkan-Speisen – zum Beispiel die schmackhaften Ćevapčići–Würstchen –, aber auch Naschereien mit österreichischem Hintergrund. Zu letzterem zählen die so vertraut klingenden Palačinke oder der Strudel.

Brutalo-Moderne in Belgrad

Mit reichhaltiger Balkan-Küche kann auch die serbische Hauptstadt Belgrad aufwarten. Hier empfiehlt sich zudem eine Kostprobe des landestypischen Rakija, eines schmackhaften Obstbrandes, der in Ungarn in ähnlicher Form als Pálinka bekannt ist. Geprägt ist die einstige jugoslawische Hauptstadt vor allem von einem Architektur-Mix, der nicht selten auch durch die brutale Bombardierung der Stadt durch die NATO 1999 verursacht wurde. Neben vereinzelten Bauten des Europäischen Klassizismus dominieren vor allem der jugoslawische Brutalismus sowie moderner Neubau. Doch die Stadt hat auch ältere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Besonders bekannt ist die Festung Belgrad, die 1717 von Prinz Eugen im Kampf gegen eine osmanische Übermacht eingenommen wurde. Der strategisch äußerst wichtige Hügel soll bereits von den Kelten befestigt worden sein. Eine weitaus eher mitteleuropäische Atmosphäre birgt das nördlich von Belgrad gelegene Novi Sad (Deutsch: Neusatz). Die zweitgrößte Stadt Serbiens wurde auf ansprechende Weise an verschiedenen Stellen hergerichtet. Bei der Bombardierung der Stadt durch die NATO 1999 wurden auch mehrere Kinderkrippen sowie alle Donaubrücken zerstört. Nachdem sechs Jahre eine Pontonbrücke aushelfen musste, kann man nun problemlos vom Stadtzentrum aus das malerische Petrovaradin, inklusive der weitläufigen Stadtfestung, besuchen. Ohne Zweifel: Das ehemalige Jugoslawien ist immer wieder eine Reise wert!

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